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Immunregulation: MicroRNA auf dem X-Chromosom gibt Frauen stärkeres Immunsystem

Regulatorische microRNA, die auf dem X-Chromosom, nicht aber auf dem Y-Chromosom kodiert ist, erklärt möglicherweise, weshalb Männer ein schwächeres Immunsystem als Frauen besitzen. Zu diesem Schluss kommt ein Team von Molekularbiologen um Claude Libert von der Universität Gent.

Die Forscher hatten die microRNAs auf dem X-Chromosom von Mensch und Maus kartiert und kommen zu dem Ergebnis, dass die Stilllegung des einen X-Chromosoms bei Frauen entscheidend ist: Das dadurch entstehende genetische Mosaik aus den beiden X-Chromosomen führt dazu, dass die Regulation von Immungenen durch microRNA variabler und nicht so anfällig für Störungen ist. Die Forscher spekulieren, dass dieser Effekt auch für höhere Krebsraten bei Männern verantwortlich ist.

MicroRNAs verhindern, dass bestimmte Proteine produziert werden, indem sie mit deren Boten-RNA Doppelstränge bilden, die von der Zelle abgebaut werden. Auf dem X-Chromosom liegen etwa 10 Prozent aller microRNAs im menschlichen Genom, darunter viele, die auf Immungene einwirken. Beim Menschen und anderen Säugetierarten haben Frauen eine deutlich höhere Lebenserwartung und sind gegenüber physischen Traumata wie Blutvergiftung oder schweren Verletzungen widerstandsfähiger. Frauen sind außerdem im Allgemeinen von erblichen Krankheiten auf dem X-Chromosom nicht betroffen, während sich derartige Allele bei Männern mit nur einem X-Chromosom voll ausprägen.

Auf die microRNA wirkt sich dieser Effekt nach Ansicht von Libert und Kollegen wegen ihrer hohen Dichte auf dem X-Chromosom besonders stark aus. Zusätzlich haben viele dieser Moleküle mehrere Angriffspunkte im restlichen Genom, wo sie Zelldifferenzierung und Signalwege beeinflussen, die beide eine wichtige Rolle in der Immunreaktion spielen. Diese funktionelle Besonderheit der microRNA trägt nach Ansicht von Libert und Kollegen dazu bei, dass der Geschlechterunterschied im Bereich des Immunsystems besonders ausgeprägt ist. Ebenfalls wichtig sind diese Mechanismen bei der Entstehung von Krebs, und die Forscher spekulieren, dass auch hier die bekannte Geschlechterdifferenz auf die microRNA des Geschlechtschromosoms zurückgeht. (lf)
  • Quellen
BioEssays 10.1002/bies.201100047, 2011

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