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Mikrobiom: Flusspferde verwandeln Tümpel in erweiterten Darm

Die Fäkalien der Flusspferde haben bizarre Auswirkungen auf die Gewässer, in denen sie leben. Fachleute vermuten nun, dass die Tiere sich mit ihrer gemeinsamen Darmflora umgeben.
Ein Flusspferd reckt genießerisch den Kopf aus dem Wasser.

Die Flussbereiche, in denen sich Gruppen von Flusspferden aufhalten, könnten als ausgelagerte Darmflora dienen. Diese ungewöhnliche Hypothese stellt ein Team um Christopher L. Dutton in der Zeitschrift »Scientific Reports« vor. Wie die Arbeitsgruppe berichtet, ähneln die Bakteriengesellschaften des Wassers, in dem sich die Tiere aalen, jenen in ihrem Darm. Diese Besonderheit mache die Flusspferdtümpel zu einem »Metadarm«, dessen biologische und chemische Eigenschaften die Umwelt formen könnten. Insbesondere sei denkbar, dass die Flusspferde so die Mikrobiome anderer Lebewesen in der Umwelt beeinflussen, mit bisher allerdings noch unbekannten Auswirkungen.

Ursprung der Vermutung sei die Beobachtung gewesen, dass Hochwasser des Flusses Mara in Kenia immer wieder zu Fischsterben führte, berichtet Dutton auf Twitter. Nachforschungen hätten ergeben, dass die Ursache Fäkalien sind, die vom Hochwasser aus den Tümpeln der Flusspferde in den Rest des Gewässers gespült werden. Die ungefähr 4000 Flusspferde des Mara produzieren etwa 8,5 Tonnen Fäkalien täglich; die gigantischen Mengen Exkrement lassen den Sauerstoffgehalt absinken und verstopfen die Kiemen der Fische. Das deutete vor allem aber darauf hin, dass die Bedingungen dort, wo die Tiere leben, noch einmal ein ganzes Stück extremer sind, so Dutton.

Wie extrem, zeigten spätere Messungen. Besonders Tümpel mit vielen Flusspferden und wenig Durchfluss sind demnach fast frei von Sauerstoff; stattdessen produzieren sie enorme Mengen Schwefelwasserstoff und Methan – Gase, die gemeinhin mit dem Mikrobiom im Darm verbunden werden. Weitere Experimente von Duttons Team zeigen, dass sich das Wasser solcher Tümpel nach einem spülenden Hochwasser biologisch und chemisch schnell wieder dem Flusspferddarm annähert. Dennoch scheint das die Flusspferde überhaupt nicht zu stören, sie leben in dem – aus unserer Sicht – verseuchten Wasser und trinken es sogar.

Laut Dutton deutet das darauf hin, dass die von Flusspferden bewohnten Bereiche für die Tiere sogar eine Art »kommunalen Darm« darstellen. »Was, wenn das Mikrobiom der Flusspferde gar nicht merkt, dass es den Darm verlassen hat?«, fragt der Forscher. Darauf deuten jedenfalls die im Wasser entstehenden Gase hin. Allerdings ist völlig unklar, ob die Tiere davon einen Vorteil haben, der die Bezeichnung »Metadarm« rechtfertigt, oder ob es sich um einen reinen Nebeneffekt der Fäkalien handelt. Allerdings könnten solche Beispiele erweiterter Darmflora auch bei anderen Tieren vorkommen, mutmaßt Dutton – und auf diese Weise sogar eine Rolle für den globalen Kohlenstoffkreislauf spielen.

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