News: Mikroorganismen entfernen Quecksilber aus Abwasser
Wissenschaftler der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung in Braunschweig haben einen Bioreaktor entwickelt, der Quecksilber mit Hilfe von Bakterien aus dem Abwasser entfernen kann. Im Gegensatz zu bisher angewendeten Reinigungsverfahren ist der Bioreaktor schneller, preiswerter und umweltverträglicher. Damit wird er vor allem für die Industrie in Osteuropa attraktiv. In Tschechien soll er bald Abwässer einer Fabrik reinigen.
Bisher angewendete Reinigungsverfahren sind sehr kostspielig. Das verseuchte Wasser muß in speziellen Säulen gefiltert werden. Deshalb entsorgen gerade in Osteuropa viele Fabriken ihrer Quecksilberrückstände in Gewässer. So sind Flüsse wie die Elbe schwer quecksilberbelastet. Abhilfe sollen jetzt Bakterien schaffen, die in quecksilberverseuchten Böden gefunden wurden. Ihnen kann das starke Zellgift offenbar nichts anhaben. Sie gehören zur Gruppe der Pseudomonaden und haben im Laufe der Evolution Enzyme entwickelt, die Quecksilberverbindungen in winzige Kügelchen aus Quecksilbermetall umwandeln können. Diese Fähigkeit machen sich die Wissenschaftler zu Nutze. Die Mikroorganismen wachsen in einem großen Stahltopf heran. Der Kessel ist mit porösem Material, wie Bimsstein, aufgefüllt. Dadurch steht den Bakterien eine größere Oberfläche für die Besiedelung zur Verfügung. Wird nun Abwasser durch diesen Kessel gepumpt, beginnen die Mikroorganismen, Kügelchen aus Quecksilber zu formen. Das flüchtige Metall reichert sich am Boden an und kann einfach ablaufen.
Andreas Felske von der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung arbeitet am Prototyp des Bioreaktors: "Zur Zeit steht die Anlage in Ibbenbüren und wird dort getestet. Wir lassen quecksilberhaltiges Wasser durchfließen und stellen Dinge ein wie Temperatur, Fließgeschwindigkeit des Wassers und das Nahrungsangebot für die Bakterien." Läuft die Anlage zufriedenstellend, wird sie ins tschechische Ustinatlabem an der Elbe, fünfzig Kilometer hinter der deutschen Grenze transportiert. Geht alles nach Plan, wird der erste Quecksilber-Bioreaktor der Welt Anfang September seine Arbeit aufnehmen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 12.3.1999
"Abwasserkosten in Europa"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 4/94, Seite 102
"Grubenwässer des Erzgebirges – Quellen von Schwermetallen in der Elbe"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
© DeutschlandRadio
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