Neolithikum: Milchwirtschaft in der Sahara schon vor 7000 Jahren
Kaum vorstellbar, dass in der Sahara einst Kühe, Schafe und Ziegen grasten. Doch die steinzeitliche Felskunst der Region lässt keinen Zweifel daran: Sie zeigt Menschen beim Melken und Hüten von Viehherden. Wann genau die Milchwirtschaft in Afrika begann, war allerdings bisher unklar. Nun konnten Forscher an bis zu 7000 Jahre alten Tonscherben Spuren von Milch nachweisen. Damit dürften die Bewohner der Sahara spätestens seit dieser Zeit auch Milchbauern gewesen sein.
Wissenschaftler um den Biochemiker Richard P. Evershed von der University of Bristol suchten auf 81 Keramikfragmenten, die aus einer westlibyschen Höhle stammen, nach Resten von Milch. Mittels einer gaschromatografischen sowie isotopenverhältnis-massenspektrometrischen Analyse – ein spezielles Verfahren zur Untersuchung von Fettsäuren – ließen sich Milchfettsäuren feststellen und sicher von pflanzlichen und anderen tierischen Fetten unterscheiden. Ein Abgleich der steinzeitlichen Milchfettsäuren mit den Lipidzusammensetzungen von Nutztierrassen, die heute noch in Nord- und Ostafrika vorkommen, bestätigte, dass es sich bei den gefundenen Spuren um Milchreste handelt.
Fündig wurden die Biochemiker an Tonscherben aus der Zeit zwischen 5200 bis 3800 v. Chr. Funde von Nutztierknochen aus dem 6. und 5. Jahrtausend stützen dieses Ergebnis, so die Forscher. Außerdem hätte eine Feuchtperiode vor etwa 10 000 bis 5000 Jahren gute Bedingungen für das Halten von Viehherden geboten.
Mit ihrer Methode konnten die Forscher bereits den Beginn der Milchverarbeitung in Nordwestanatolien für das 7. Jahrtausend v. Chr. bestimmen. Ebenso stellten sie fest, dass in Ost- und Mitteleuropa die ersten Milchprodukte im 6. und 5. Jahrtausend v. Chr. hergestellt wurden.
Die Entstehung der Milchwirtschaft bringen Wissenschaftler auch mit einer evolutionsbedingten Anpassung des Menschen in Verbindung. Sie ermöglicht es, über das Säuglingsalter hinaus Laktose beschwerdefrei zu verdauen. Die weltweit geringste Rate an Laktoseintoleranz weist heutzutage die Bevölkerung in Nord- und Mitteleuropa auf. Dafür verantwortlich ist das Allel -13910*T, das sich auch bei einigen zentralafrikanischen Volksgruppen findet. Die Herausbildung der Milchverträglichkeit könnte demnach in der neolithischen Sahararegion ihren Ursprung haben.
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