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Vogelschutz: Millionenfaches Vogelmassaker aufgedeckt

Die Mittelmeerinsel Zypern entpuppt sich zunehmend als tödliche Falle für Zugvögel. Die Opfer landen auf dem Schwarzmarkt für Restaurants.
Braunkehlchen in Leimfalle

Allein auf der Mittelmeerinsel Zypern starben letzten Herbst mindestens zwei Millionen Zugvögel, weil sie illegal gejagt wurden. Das berichtet die Vogelschutzgruppe Birdlife Cyprus, die sich gegen die massenhafte Tötung der Tiere einsetzt: Obwohl Jagd und Verkauf illegal sind, stieg die Zahl der getöteten Vögel in den letzten Jahren stark an. Während der Hauptzugzeit im September und Oktober, wenn Millionen Zugvögel die Insel als Rastplatz während der Mittelmeerquerung nutzen wollen, beschlagnahmten Behörden und Schutzorganisationen wie Birdlife oder das Bonner Komitee gegen Vogelmord tausende Leimruten und zahlreiche feinmaschige Netze, deren Einsatz jeweils verboten ist. Allein die sichergestelllten Netze waren insgesamt 16 Kilometer lang, stellten aber wohl nur die Spitze des Eisbergs da, so Birdlife Cyprus. Verglichen mit dem Vorjahr hat sich der Einsatz der Netze den Stichproben zufolge fast verdoppelt.

Besonders brutal ist die Verwendung von Leimruten, auf denen unterschiedslos auch gefährdete Arten festkleben. Wenn die Tiere nicht früh von den Wilderern gefunden werden, verdursten sie langsam. Die Opfer landen dann auf dem Schwarzmarkt und werden an Restaurants verkauft, die sie als Delikatesse – die so genannte Ambelopoulia – frisch auf den Tisch bringen oder in Gläsern eingemacht anbieten. Ein Gericht aus zwölf Grasmücken oder Singdrosseln kostet bis zu 80 Euro; der gesamte Handel soll mindestens 15 Millionen Euro im Jahr umfassen. "Der Handel ist außer Kontrolle geraten", warnt Birdlife Cyprus und fordert die Behörden auf, tätig zu werden. Laut der Europäischen Vogelschutzrichtlinie, die für das EU-Mitglied Zypern ebenfalls gilt, ist die Verwendung von Vogelfallen jeder Art ebenso wie der Handel mit Singvögeln und vielen anderen Arten in der Europäischen Union untersagt. Die Zahl der Wilderer auf der Insel wird auf 3000 bis 4000 Personen geschätzt. Bevor Zypern der EU beitrat, starben jährlich mindestens zehn Millionen Vögel während der Zugzeit. Ein entschiedenes Durchgreifen gegen die Jäger und beteiligte Restaurants führte dann zu einem starken Rückgang, der sich seit einiger Zeit wieder umkehrt.

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