News: Minerale unter Druck
Kenneth Collersenvon der University of Queensland in Brisbane erhielt kürzlich von einer Bergbaugesellschaft eine Sendung mit "seltsam aussehenden Granaten" aus Malaita. Der Fund aus dem Pazifik bestand aus einem zehn bis zwanzig Zentimeter großen Stück Tiefengestein, in dem Collerson und seine Kollegen zehn bis zwanzig Mikrometer große Kristalle von Diamant, Majorit und anderen Mineralen fanden. Solche Minerale deuten darauf hin, daß sie großen Drücken ausgesetzt waren, meint Colleson. Und die finden sich zumeist in großer Tiefe.
Majorit ist ein gesteinsbildender Hochdruckgranat im Mantel, der ungewöhnlich viel Silicium enthält. Damit jedoch soviel Silicium in den Majorit diffundieren kann, sind Druckverhältnisse erforderlich, wie sie in 260 bis 570 Kilometer Tiefe herrschen. Das ist nahe der bislang vermuteten Grenze vom oberen zum unteren Mantel bei etwa 660 Kilometern. Die Gruppe fand ebenfalls Kristalle von silikatischem Perowskit, einem Mineral, das in ozeanischen Basalten entsteht, wenn diese beispielsweise an einer Subduktionszone in Tiefen von 770 Kilometern absinken.
Die Wissenschaftler stellten ihre Ergebnisse im Dezember 2000 auf einer Tagung der American Geophysical Union vor und sorgten damit für Aufregung. Zwar haben Forscher bereits Minerale aus solchen Tiefen gefunden, doch waren diese entweder in ihre Niedrigdruckmodifikation zurückgekehrt oder für eine komplette Analyse zu klein. Die Kristalle des neuen Funds hingegen sind weitgehend unverändert und groß genug für eine weitergehende Untersuchungen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 23.3.1999
"Ein zweilagiger (Erd-)Mantel " - Spektrum Ticker vom 27.7.1998
"Wenn die Erde dahinschmilzt"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 1/99, Seite 24
"Mit Hochdruck ins Innere der Erde"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 5/94, Seite 54
"Der Erdmantel unter den Ozeanen"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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