News: Minischweine im Diättraining
Um den Effekt hochkalorienhaltiger, aber fettarmer Nahrung auf den Fettstoffwechsel zu untersuchen, bediente sich die Biochemikerin mehrerer Miniatur-Schweine. Diese sind hervorragend für eine solche Untersuchung geeignet, weil ihr Stoffwechsel dem des Menschen stark ähnelt und sie auch Blutentnahmen und Gewebeproben ohne Gesundheitsschäden überstehen. Die 24 Schweine teilte sie in vier Gruppen ein, von denen zwei mehr Nahrung bekamen als die anderen, und zwei sich kräftig bewegen mussten. Die Schweine, mit mehr verordneter Bewegung mussten fünfmal in der Woche für 45 Minuten in eine Tretmühle, während die auf "Diät gehaltenen" Tiere 25 Prozent weniger Nahrung bekamen als die anderen. Nach drei Monaten unterzog die Wissenschaftlerin die Schweine einer Untersuchung namens Mikrodialyse, bei der unter anderem auch eine kleine Sonde direkt in das Fettgewebe der Tiere gepflanzt wurde, um das Gewebe unter echten Lebensbedingungen zu testen. Weiterhin entnahm die Biochemikerin kleine Fettproben, so dass sie die Zellgrößen und die Anzahl der Rezeptoren für Adenosin feststellen konnte.
Dabei fand sie, dass die "trainierten" Schweine mit Diät-Ernährung kleinere Fettzellen mit weniger Adenosin-Rezeptoren hatten, und dass sie ihre Fettreservoire schneller abbauen konnten, als die anderen – auch als jene mit großzügiger Ernährung und Bewegung. Im Vergleich mit den unbewegten, stark gefütterten Schweinen hatten diejengen mit Diät und Bewegung um 42 Prozent weniger Adenosin-Rezeptoren, die wohlernährten mit Bewegung lagen mit 14 Prozent schon bedeutend schlechter.
Das lässt den Schluß zu, dass Völlerei den Effekt der Bewegung abschwächt. "Wir nehmen an, dass der Körper auf den überhöhten Epinephrin-Spiegel während körperlicher Belastung mit der Freisetzung von Adenosin reagiert, um die Zellen davon abzuhalten ihren Fettvorrat völlig abzubauen", sagt Carey. Aber die Fettzellen können sich diesem starken Signal doch nicht völlig widersetzen und beantworten die Adenosinausschüttung mit einer Reduktion der Rezeptoren. "Es ist, als ob man an einer großen Verkehrsstraße lebt und, um den Lärm zu verringern, Fenster und Türen schließt", erklärt die Biochemikerin. Sie hofft nun, dass ihre Erkenntnisse der Medizin von Nutzen sein werden, weil das Problem der Fettleibigkeit ein großes Gesundheitsproblem darstellt.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 3.7.2000
Keine Lust mehr auf Essen
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 24.8.1998
Fettsucht bei Kindern nimmt zu
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 27.11.1997
Gegen die Fettleibigkeit
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