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News: Mit den eigenen Waffen geschlagen

Leukämie ist für viele immer noch ein Schreckgespenst. Während bei manchen Formen die Heilungsquote inzwischen aber sehr hoch liegt, sind die Aussichten bei Erkrankten des chronisch-myeloischen Typ weiterhin schlecht. Ein neuer Behandlungsansatz - eine Kombination von zwei bereits eingesetzten Medikamenten - weckt nun neue Hoffnungen: Sie sorgt dafür, dass ausgerechnet das krebsauslösende Protein den betroffenen Zellen das Kommando zum Selbstmord gibt.
Trotz medizinischer Fortschritte bedeutet die Diagnose "chronisch-myeloische Leukämie" (CML) für viele Menschen immer noch schlimme Aussichten. Zwar lässt sich die Krankheit mit verschiedenen Methoden – von Medikamenten bis zur Knochenmarkstransplantation – bei manchen Patienten verlangsamen, aber die Heilungschancen stehen sehr schlecht, wenn dieser Krebstyp nicht rechtzeitig erkannt wird.

Ausgelöst wird die Erkrankung durch einen Austausch von Erbgut zwischen zwei Chromosomen: Ein winziges Stück von Chromosom 9 heftet sich an Chromosom 22, das im Gegenzug einen Teil seines langen Arms an Chromosom 9 abgibt. Auf diesem Abschnitt von Chromosom 9 befindet sich das ABL-Gen, das an seinem ursprünglichen Ort nur in geringer Menge abgelesen und in ein Protein übersetzt wird. An seiner neuen Heimat gerät es jedoch in direkte Nachbarschaft des so genannten BCR-Gens. Das neu entstandene Mischgen ist nun verantwortlich für ein Protein, das die Zellteilungsrate erhöht und zudem mit einer extrem hohen Frequenz abgelesen wird. So bilden sich im Knochenmark zu viele weiße Blutkörperchen und Blutplättchen, bis die gesunde Blutbildung schließlich ganz erliegt.

An dem BCR-ABL-Protein setzt eine neue Behandlungsmethode an, die Jean Wang und ihre Kollegen von der University of California in San Diego nun vorstellen. Sie kombinierten zwei Medikamente, die in der Therapie von CML-Patienten bereits eingesetzt werden. Das eine, STI571, ist bei Betroffenen in einem frühen Stadium sehr erfolgreich, verliert seine Wirkungskraft aber bei fortgeschrittenen Stadien. Die Forscher stellten fest, dass das Mittel das Protein nicht nur hemmt, sondern es auch in den Zellkern verlagert. Dieser "spuckt" den Fremdkörper jedoch sofort wieder aus. Wangs Arbeitsgruppe setzte daraufhin ein zweites Mittel ein, Leptomycin B, das den Transport aus dem Zellkern heraus verhindert – das BCR-ABL blieb darin gefangen.

Doch damit nicht genug. Andere Studien hatten angedeutet, dass BCR-ABL offenbar das Selbstmordprogramm der Zelle aktivieren kann – und genau das trat nach Zugabe der beiden Medikamente auch tatsächlich ein. So konnten die Wissenschaftler mit einer 3-tägigen Behandlung in Zellkulturen alle Krebszellen abtöten. Jedes Mittel für sich war dagegen nicht in der Lage, die fortgeschrittenen Krebszellen anzugreifen.

Inwieweit sich diese Ergebnisse in vitro auf den Menschen übertragen lassen, wollen die Forscher nun in ersten vorklinischen Tests untersuchen. David Tarin vom Cancer Center der University of California in San Diego gibt sich optimistisch: "Diese Arbeit weckt nicht nur Hoffnungen auf eine mögliche Behandlungsmethode von CML, sie eröffnet auch ein neues Forschungsfeld, das zu ähnlichen Ansätzen bei anderen Krebserkrankungen führen könnte."

  • Quellen
Nature Medicine 7(2): 228–234 (2001)

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