Kometen: Sonnensonde Soho entdeckt ihren dreitausendsten Kometen
Seit 20 Jahren beobachtet die gemeinsam von der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA und der US-amerikanischen NASA betriebene Sonnensonde Soho ständig unser Tagesgestirn und seine unmittelbare Umgebung. Soho setzt dazu unter anderem zwei Koronografen ein, welche das grelle Licht der Sonnenscheibe ausblenden, um die äußere Atmosphäre der Sonne, die Korona, sichtbar zu machen. Dabei geraten immer wieder Kometen ins Blickfeld der beiden Instrumente, im Mittel rund 200 Schweifsterne pro Jahr. Am 13. September 2015 fand der Amateurbildauswerter Worachate Boonplod aus Thailand auf einem Soho-Bild einen Kometen, den er an die von der NASA betriebene Registrierungsstelle meldete. Dort stellte er sich dann als der dreitausendste mit Soho entdeckte Komet heraus. Der Schweifstern war sehr klein, sein Kerndurchmesser dürfte nur wenige zehn Meter betragen haben. Er überlebte seine dichte Annäherung an die Sonne nicht und löste sich durch die enorme Einstrahlung in kurzer Zeit vollständig in Gas und Staub auf.
Dieses Schicksal erleiden die allermeisten der mit Soho entdeckten Kometen, die in rund 85 Prozent der Fälle zur so genannten Kreutz-Familie gehören. Sie ist nach dem deutschen Astronomen Heinrich Kreutz (1854–1907) benannt, dem Ende des 19. Jahrhunderts aufgefallen war, dass sich manche Kometen in ihren Bahnparametern sehr ähnlich waren, obwohl es sich um verschiedene Schweifsterne handelte. Schnell kam daher die Vermutung auf, dass die Kometen der Kreutz-Familie Bruchstücke eines größeren Objekts sind, das bei einer oder mehreren dichten Annäherungen an die Sonne in viele tausend Bruchstücke auseinandergerissen wurde. Diese Trümmer verteilten sich entlang der lang gestreckten ursprünglichen Umlaufbahn und geraten nun nach und nach in Sonnennähe. Die meisten Bruchstücke sind zwischen 10 und 50 Meter groß und werden nur durch die enorme Einstrahlung der Sonne sichtbar, wenn sie dabei sind zu verdampfen.
95 Prozent aller mit Soho und anderen Sonnensonden entdeckten Kometen werden von Amateurforschern aufgespürt, welche die frei im Internet zugänglichen Bilder systematisch nach Schweifsternen durchkämmen. Dabei kann jeder beim Sungrazer Project der NASA kostenlos mitmachen. Dort finden sich Informationen, wie man die Bilder auf Kometen durchsucht und was es zu beachten gilt, wenn man eine verdächtige Beobachtung melden möchte. Allerdings werden die auf den Bildern der Sonnensonden entdeckten Schweifsterne nicht nach ihren Entdeckern benannt, wie es bei den sonst am Himmel aufgespürten Schweifsternen der Fall ist. Zudem werden die meisten Kometen mittlerweile durch automatische Teleskope zur Himmelsdurchmusterung entdeckt und erhalten nur noch kryptische Katalogbezeichnungen.
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