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News: Mit einem Auge Wache schieben

Das Leben als freies Tier ist gefährlich. Und wer beim "fressen oder gefressen werden" nicht bei der falschen Möglichkeit enden will, muß ständig auf der Hut sein - auch im Schlaf. Wenn Enten sich in Gruppen zum Schlafen niederlassen, verfallen die Tiere am Rand nur zur Hälfte in süße Träume. Ein Auge und das halbe Gehirn bleiben wach um zu wachen.
"Auf diesem Gebiet wurde bisher wenig geforscht", sagte Niels Rattenborg von der Indiana State University. Allerdings wurde schon genügend Forschungsarbeit betrieben, um zu zeigen, daß Vögel oft mit einem offenen Auge und mit einer wachen Gehirnhälfte schlafen – die Forscher sprechen von unihemisphärischem Schlaf.

Rattenborg stellte die Theorie auf, daß Vögel mit einem offenen Auge schlafen, um gegen Raubtiere auf der Hut zu sein. Der Anteil des unihemishärischen Schlafs sollte mit zunehmender Gefahr eines Angriffs durch Räuber ebenfalls ansteigen. "Ein Problem der Beutetiere besteht darin, daß sie schlafen müssen und dabei ihren Räubern schutzlos ausgeliefert sind. Für mich war klar, daß der unihemisphärische Schlaf wahrscheinlich dem Schutz gegen Räuber gilt", sagt er.

Um seine Theorie zu überprüfen, untersuchte er vier Gruppen von Stockenten, die aus jeweils vier Tieren bestanden. Die Vögel mußten in einer Reihe schlafen und wurden per Video überwacht. Jene Enten an den Enden der Reihe hatten dabei die gefährlicheren Plätze. Die Tiere reagierten mit einem zu 150 Prozent verstärkt auftretendem unihemisphärischen slow-wave Schlaf (USWS), verglichen mit ihren Artgenossen auf den sicheren Plätzen. Außerdem hatten sie in mindestens 85 Prozent der Zeit das von der Gruppe abgewandte Auge offen (Nature vom 4. Februar 1999).

"Anders ausgedrückt, können Vögel kontrollieren, ob sie mit einer oder beiden Hemisphären des Gehirnes schlafen, je nach dem Ausmaß der wahrgenommenen Gefährdung", erläuterte Rattenborg. Die beiden Hälften des Vogelhirns können also unabhängig voneinander arbeiten.

In seinen weiteren Versuchen will der Wissenschaftler mit Experimenten an Tauben herausfinden, ob jede Hemisphäre eine bestimmte Menge Schlaf benötigt. Dazu will er bei den Tieren eine Hälfte ihres Hirns über längere Zeit am Schlafen hindern und sehen, ob sie den verlorenen Schlaf anschließend nachholt.

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