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ADHS: Mit Hirnwellen ADHS-Typen unterscheiden

Bei der Behandlung von ADHS wird kaum zwischen den einzelnen Typen unterschieden. Ein schneller EEG-Test soll daher zumindest die Diagnose erleichtern.
EEG

Die Aufmerksamkeitsdefizit–/Hyperaktivitätsstörung – kurz ADHS – ist die häufigste psychiatrische Krankheit im Kindesalter und in der Jugend. Betroffene sind je nach Typ der Erkrankung entweder unaufmerksam oder zusätzlich hyperaktiv und impulsiv. Um die Verhaltensauffälligkeit zu therapieren, sind unterschiedliche Behandlungsstrategien möglich: Sie reichen vom "Erlernen" bestimmter Verhaltensstrategien über psychotherapeutische Ansätze bis hin zur medikamentösen Behandlung. Dabei wird aber kaum zwischen den einzelnen ADHS-Typen unterschieden. Wissenschaftler um Ali Mazaheri von der Universität Amsterdam haben nun zwei neurologische Biomarker für die beiden häufigsten ADHS-Typen gefunden, anhand derer die Art der Erkrankung vor einem Therapieversuch genauer identifiziert werden könnte.

Mediziner diagnostizieren den ADHS-Typ bisher aufwändig anhand der klinischen Symptome, die sich individuell sehr unterscheiden können. Die Forscher um Mazaheri suchten nun nach leichter erkennbaren physiologischen Markern für die beiden häufigsten ADHS-Typen 1 und 2.

Sie testeten dafür 57 Kinder mit ADHS zwischen vier und 17 Jahren und erstellten ein EEG, während die Kinder Aufgaben am Computer lösten, bei denen sie immer wieder den Impuls unterdrücken mussten, zu früh einen Knopf zu betätigen. Bei der Auswertung konzentrierten sich die Forscher auf die Analyse der Alpha- und Betahirnwellen. Alphawellen geben Aufschluss über die visuelle Verarbeitung einer Information. Je stärker die Alphawellen innerhalb eines bestimmten Zeitfensters schwankten, desto weniger aufmerksam waren die Kinder. Die Betawellen zeigten dagegen an, wie konzentriert eine motorische Handlung ausgeführt wurde.

Die Auswertung der Daten offenbarte deutliche Unterschiede zwischen dem unaufmerksamen ADHS-Typ 1 und dem hyperaktiv-impulsiven Typ 2. Typ 1 hatte in der Verarbeitung visueller Reize die größten Probleme, wohingegen Typ 2 Schwierigkeiten beim Ausführen von motorischen Handlungen zeigte. Laut Mazaheri und seinen Kollegen decken sich diese Ergebnisse auch mit Verhaltensstudien. Insgesamt halten die Forscher fest: Beide Typen sind unterschiedlich, aber der so genannte kombinierte ADHS-Typ 2 ist nicht verhaltensauffälliger. Er weist lediglich andere Einschränkungen auf als der unaufmerksame Typ. Die Forscher sind der Meinung, dass diese Erkenntnis den ersten wichtigen Schritt liefere, um die ADHS-Typen auch neurophysiologisch festzulegen.

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