News: Mit Joints gegen den Hustenreiz?
Derzeit können die Forscher nur von Experimenten mit Ratten und Meerschweinchen berichten, die infolge der Verabreichung von Paprikapulver zu husten begannen. Versprühten die Forscher nun eine Anandamid-Lösung, hörte der Husten schlagartig auf. Dieser Neurotransmitter, der auch zu den wirksamen Substanzen des Marihuana gehört, wird vom Körper selbst produziert. Die Anandamide binden an die Rezeptoren von Muskelzellen in der Lunge und regulieren auf diese Weise ihre Aktivität. Da der Stoff sowohl die Kontraktion als auch die Entspannung bewirkt, könnten diese Ergebnisse vielleicht auch bei der Lösung eines Problems helfen, das in den siebziger Jahren so viele Forscher beschäftigte. Denn nicht alle Asthmapatienten erfuhren durch Anandamid Linderung, bei einigen verschlechterte sich der Zustand infolge der Therapie.
Bei Hustenanfällen bewirkt Anandamid neben der Muskelentspannung auch die Öffnung winziger Luftwege, der so genannten Bronchiolen. Ganz anders wirkte die Substanz dagegen, wenn die Forscher den Vagus-Nerv der Versuchstiere durchtrennten. Dieser Nerv ist für die wesentlichen Muskelfunktionen in der Lunge verantwortlich – wird er unterbrochen, kommt es zu einer extremen Entspannung der Muskeln. In diesen Fällen führte die Anandamidgabe nun zu ihrer erneuten Kontraktion, in dessen Folge die Lunge wieder völlig normal funktionierte.
Das Studium der Wirksamkeit von Anandamid könnte vor allem den Menschen mit chronischem Husten von großer Hilfe sein. Vielen Lungenkranken und Menschen, die unter Heuschnupfen und Asthma leiden, könnte auf diese Weise mit spezifischen Medikamenten geholfen werden – allerdings garantiert ohne all die anderen Effekte der Droge.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 19.10.2000
"Gefährliche Joints?" - Spektrum Ticker vom 5.10.1998
"Schmerzstillende Rauschgifte"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 21.7.1998
"Verminderte Schmerzen"
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