Direkt zum Inhalt

News: Mit Joints gegen den Hustenreiz?

Drogen sind zweischneidige Schwerter, denn der Preis für das körperliche oder seelische Wohlbefinden kann sehr hoch sein. Zumindest Asthmakranke und Patienten, die unter chronischem Husten leiden, werden in Zukunft aber vielleicht davon profitieren. Denn der im Marihuana enthaltene Stoff Anandamid sorgt nicht nur für psychedelische Entspannung, sondern kontrolliert auch die Muskeln der Lunge.
Wer weiß, vielleicht war es ja die Flower Power-Bewegung, die in den siebziger Jahren das medizinische Interesse an Marihuana weckte. Jedenfalls erkannte man seinerzeit, dass die Droge bei Asthmakranken eine ganz besondere Wirkung zeigte. Und zwar eine überaus positive, denn bei vielen Patienten wirkte sie gegen den quälenden Hustenreiz. Nun stellten Daniele Piomelli vom Irvine College of Medicine der University of California in Irvine und seine Kollegen fest, dass der Wirkstoff aus jener Droge die Reaktionen der Lunge auf einen Hustenreiz kontrolliert.

Derzeit können die Forscher nur von Experimenten mit Ratten und Meerschweinchen berichten, die infolge der Verabreichung von Paprikapulver zu husten begannen. Versprühten die Forscher nun eine Anandamid-Lösung, hörte der Husten schlagartig auf. Dieser Neurotransmitter, der auch zu den wirksamen Substanzen des Marihuana gehört, wird vom Körper selbst produziert. Die Anandamide binden an die Rezeptoren von Muskelzellen in der Lunge und regulieren auf diese Weise ihre Aktivität. Da der Stoff sowohl die Kontraktion als auch die Entspannung bewirkt, könnten diese Ergebnisse vielleicht auch bei der Lösung eines Problems helfen, das in den siebziger Jahren so viele Forscher beschäftigte. Denn nicht alle Asthmapatienten erfuhren durch Anandamid Linderung, bei einigen verschlechterte sich der Zustand infolge der Therapie.

Bei Hustenanfällen bewirkt Anandamid neben der Muskelentspannung auch die Öffnung winziger Luftwege, der so genannten Bronchiolen. Ganz anders wirkte die Substanz dagegen, wenn die Forscher den Vagus-Nerv der Versuchstiere durchtrennten. Dieser Nerv ist für die wesentlichen Muskelfunktionen in der Lunge verantwortlich – wird er unterbrochen, kommt es zu einer extremen Entspannung der Muskeln. In diesen Fällen führte die Anandamidgabe nun zu ihrer erneuten Kontraktion, in dessen Folge die Lunge wieder völlig normal funktionierte.

Das Studium der Wirksamkeit von Anandamid könnte vor allem den Menschen mit chronischem Husten von großer Hilfe sein. Vielen Lungenkranken und Menschen, die unter Heuschnupfen und Asthma leiden, könnte auf diese Weise mit spezifischen Medikamenten geholfen werden – allerdings garantiert ohne all die anderen Effekte der Droge.

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.