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News: Mit leerem Tank ins All

Noch sind Ausflüge in den Weltraum in erster Linie der Wissenschaft vorbehalten. Die Kosten für die bemannte Raumfahrt sind noch viel zu hoch, als dass die unendlichen Weiten schon für den Massentourismus erschließbar wären. Das könnte sich aber schlagartig ändern, wenn zukünftige Raumgefährte ihren Treibstoff im Fluge sammeln.
Die Ideen sollen schon in den Schubladen von Visionären schlummern: Ferien auf dem Mond, Urlaub auf der Raumstation, Flitterwochen 400 Kilometer über dem Meeresspiegel. Allerdings würden die Preise zur Zeit wohl noch fast jeden Zeitgenossen von der Buchung abhalten. Dennis Tito, ein amerikanischer Millionär, soll immerhin 20 Millionen Dollar für seinen Urlaub im All hingeblättert haben.

Die größten Kosten entstehen, da es einer vergleichsweise großen Kraftanstrengung bedarf, eine kleine Nutzlast in eine Erdumlaufbahn zu schießen. Aus diesem Grund macht der Treibstoff auch 90 Prozent des Startgewichts einer konventionellen Rakete aus. Gut ein Siebtel davon ließe sich in Zukunft einsparen, sollten die ehrgeizigen Ideen einer kalifornischen Firma tatsächlich verwirklicht werden.

Andrews Space & Technology plant nämlich, den für die Verbrennung notwendigen Sauerstoff in höheren Atmosphärenschichten zu "tanken". Das könnte dann so aussehen: Ein Flugzeug von der Größe einer Boing 777 nimmt einen Orbiter Huckepack bis zu einer Höhe von 8000 Metern. Dort fliegt das Duo für etwa drei Stunden gemeinschaftlich durch die Atmosphäre, während eine spezielle Vorrichtung – der Alchemist – kräftig Luft einsaugt, durch zwei Wärmetauscher schickt und den verflüssigten Sauerstoff schließlich von den anderen Luftbestandteilen trennt.

Nachdem auf diese Weise 340 Tonnen Flüssigsauerstoff gesammelt wurden, koppelt der Gleiter von seinem Trägerflugzeug ab und zündet ein Raketentriebwerk, welches den eben gewonnen Sauerstoff mit Wasserstoff verbrennt. So hätte der Orbiter genug Treibstoff für einen längeren Aufenthalt im All, ohne dass er ihn von vorne herein mitschleppen müsste. Schließlich würde das Raumschiff, nach abgeschlossener Mission, wie das Space-Shuttle in die Atomsphäre eintreten und landen.

"Normalerweise kommen auf eine Tonne Wasserstoff sechs Tonnen flüssigen Sauerstoffs", erklärt Dana Andrews von Andrews Space & Technology, "Hebt man nur mit Wasserstoff ab, so muss man nur ein Siebtel tragen." Ohne den Sauerstoff an Bord würde sich das Startgewicht des Raumgleiters nahezu halbieren. Außerdem verringere sich das Risiko einer Explosion beim Start erheblich, da Wasserstoff und Sauerstoff zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Kontakt kommen. So könnten Trägerflugzeug und Orbiter von einem normalen Flughafen aus starten, Passagiere dürften bequem in komfortablen Sitzen Platz nehmen und müssten nicht einen senkrechten Start mitmachen.

Chris Hoeft, Sprecher der Firma, gibt sich zuversichtlich: "Wir meinen, dass wir die Kosten in den nächsten 15 bis 20 Jahren soweit herunterschrauben können, dass Tourismus im All möglich wird." James Hill von Cerulean Freight ist da eher skeptisch: "Ich fürchte, dass das Konzept nicht aufgeht." Die lange Flugdauer könnte die Vorteile der Treibstoffgewinnung wieder aufheben.

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