Verhaltensforschung: Mit List und Tücke
In Korallenriffen treibt ein hinterlistiger Schleimfisch sein Unwesen: Er verkleidet sich als Doppelgänger eines harmlosen Zeitgenossen, um andere Riffbewohner attackieren zu können. Diese Kostümierung kann er bei Bedarf abstreifen oder wechseln.
Unter Wasser bieten Putzerlippfische (Labroides dimidiatus) einen nützlichen Körperpflege-Service an: In regelrechten "Waschstraßen" befreien sie größere Fische von Außenparasiten.
Doch Vorsicht ist geboten. Denn auch der räuberische Blaustreifen-Säbelzahnschleimfisch (Plagiotremus rhinorhynchos) kreuzt rund um die Korallenriffe und mischt sich maskiert als junger Putzerlippfisch unter die Dienstleister. Gehüllt in ein schwarzes Farbkleid mit einem einzigen blauen Streifen entlang jeder Seite stürzt er sich auf die ahnungslosen Kunden, um ihnen mit seinen großen Eckzähnen zu nahe zu rücken.
Und tatsächlich kommen die räuberischen Tiere auch mit nicht imitierenden Farbmustern vor: entweder in einer leuchtend orangefarbigen oder in einer braunen bis olivefarbigen Tracht, jeweils geschmückt mit einem Paar blauer Seitenstreifen. Selbst in dieser Erscheinung greifen sie aus dem Hinterhalt andere Fische an.
An Korallenriffen Indonesiens untersuchten Isabelle Côté und Karen Cheney von der Universität East Anglia genauer, in welchem Zusammenhang die Farbvariationen der Schleimfische auftreten. Zudem interessierte sie, ob deren Vielgestaltigkeit auf festgelegten Unterschieden zwischen den Individuen oder ob einzelne Tiere in der Färbung variabel sind.
Die Angehörigen jener Arten bilden lockere Schwärme direkt über dem Riff und bieten den ungetarnten Räubern effektive Deckung – zumindest für das menschliche Auge. Untergetaucht in solchen Ansammlungen waren die Schleimfische mit 3,6 Angriffen pro Viertelstunde vergleichbar erfolgreich auf Beutejagd wie ihre maskierten Artgenossen nahe den Putzstationen (2,8 Angriffe in 15 Minuten).
Zudem vermochten sich die Schleimfische in Umsetzungs-Experimenten schnell zu verfärben: Alle vier zuvor maskierten Exemplare wechselten zu einem alternativen Farbkleid – ein Individuum wählte nun Orange als Tracht, die drei anderen zogen oliv-braun vor – und Streifenlook: von einem zu zwei Bändern auf jeder Seite. Der Wandel vollzog sich in nur wenigen Minuten nach der Freilassung, und das neue Muster blieb bis zu drei Stunden erhalten.
Gewöhnlich ist die Mimikry bei Wirbeltieren ein Dauerzustand: Die Nachmacher ähneln dem kopierten Modell und begleiten es üblicherweise während der Lebensphasen, in denen sie als Imitator agieren. Die neuen Forschungsergebnisse deuten indes darauf hin, dass sich Blaustreifen-Säbelzahnschleimfische wahlfrei tarnen und ihr Äußeres womöglich auf die An- oder Abwesenheit von Putzerlippfischen abstimmen können.
Und die freigestellte Maskerade erweitert den Spielraum für die Räuber, betonen die Forscherinnen. Denn sie erlaubt den Tieren ein unverkleidetes Leben auch in Riffen, aus denen das nachgeahmte Vorbild verschwunden ist oder wo es sich niemals niedergelassen hat.
Doch Vorsicht ist geboten. Denn auch der räuberische Blaustreifen-Säbelzahnschleimfisch (Plagiotremus rhinorhynchos) kreuzt rund um die Korallenriffe und mischt sich maskiert als junger Putzerlippfisch unter die Dienstleister. Gehüllt in ein schwarzes Farbkleid mit einem einzigen blauen Streifen entlang jeder Seite stürzt er sich auf die ahnungslosen Kunden, um ihnen mit seinen großen Eckzähnen zu nahe zu rücken.
In Gesellschaft der Putzerlippfische ermöglicht die Kostümierung den Schleimfischen zweifellos, mehr Opfer zu treffen und zu attackieren. Doch in Abwesenheit der Reinigungskräfte sollte sie keinen Vorteil verleihen.
Und tatsächlich kommen die räuberischen Tiere auch mit nicht imitierenden Farbmustern vor: entweder in einer leuchtend orangefarbigen oder in einer braunen bis olivefarbigen Tracht, jeweils geschmückt mit einem Paar blauer Seitenstreifen. Selbst in dieser Erscheinung greifen sie aus dem Hinterhalt andere Fische an.
An Korallenriffen Indonesiens untersuchten Isabelle Côté und Karen Cheney von der Universität East Anglia genauer, in welchem Zusammenhang die Farbvariationen der Schleimfische auftreten. Zudem interessierte sie, ob deren Vielgestaltigkeit auf festgelegten Unterschieden zwischen den Individuen oder ob einzelne Tiere in der Färbung variabel sind.
Wie ihre Beobachtungen zeigten, hängt das Farbmuster wohl mit dem sozialen Umfeld zusammen: In Begleitung von Putzerlippfischen schwammen wesentlich mehr getarnte als unmaskierte Schleimfische. Nicht verkleidete Tiere sichteten die Forscherinnen hingegen häufiger als kostümierte zusammen mit Grünen Fahnenbarschen (Pseudanthias huchti), Purpur-Fahnenbarschen (Pseudanthias tuka) und Blauen Lippfischen (Leptojulis cyanopleura).
Die Angehörigen jener Arten bilden lockere Schwärme direkt über dem Riff und bieten den ungetarnten Räubern effektive Deckung – zumindest für das menschliche Auge. Untergetaucht in solchen Ansammlungen waren die Schleimfische mit 3,6 Angriffen pro Viertelstunde vergleichbar erfolgreich auf Beutejagd wie ihre maskierten Artgenossen nahe den Putzstationen (2,8 Angriffe in 15 Minuten).
Weiteres Beweismaterial spricht sogar dafür, dass die Meeresbewohner ihre Farbe nach Belieben wechseln können: Die durchschnittliche Körpergröße von Tieren mit anfänglich schwarzem, oliv-braunem oder orangefarbigem Muster war ähnlich, stellten die Wissenschaftlerinnen fest. Und die Größenverteilungen bei allen drei Farben überlappten sich nahezu vollständig. Folglich kann es sich bei den Mustern nicht einfach um Änderungen in der Entwicklung der Individuen handeln.
Zudem vermochten sich die Schleimfische in Umsetzungs-Experimenten schnell zu verfärben: Alle vier zuvor maskierten Exemplare wechselten zu einem alternativen Farbkleid – ein Individuum wählte nun Orange als Tracht, die drei anderen zogen oliv-braun vor – und Streifenlook: von einem zu zwei Bändern auf jeder Seite. Der Wandel vollzog sich in nur wenigen Minuten nach der Freilassung, und das neue Muster blieb bis zu drei Stunden erhalten.
Auch drei von fünf unverkleideten Schleimfischen legten sich im Labor eine andere Nichttarnfarbe zu: Ein oliv-braunes Individuum leuchtete nunmehr orange, und zwei Vertreter tauschten orange gegen oliv-braun. Die physiologische Basis für diese Verwandlungskunst bleibt aber vorerst noch rätselhaft.
Gewöhnlich ist die Mimikry bei Wirbeltieren ein Dauerzustand: Die Nachmacher ähneln dem kopierten Modell und begleiten es üblicherweise während der Lebensphasen, in denen sie als Imitator agieren. Die neuen Forschungsergebnisse deuten indes darauf hin, dass sich Blaustreifen-Säbelzahnschleimfische wahlfrei tarnen und ihr Äußeres womöglich auf die An- oder Abwesenheit von Putzerlippfischen abstimmen können.
Und die freigestellte Maskerade erweitert den Spielraum für die Räuber, betonen die Forscherinnen. Denn sie erlaubt den Tieren ein unverkleidetes Leben auch in Riffen, aus denen das nachgeahmte Vorbild verschwunden ist oder wo es sich niemals niedergelassen hat.
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