Delfinfreunde besuchen gerne das brasilianische Fischerdorf Laguna, wo eine Population von Tümmlern auf bemerkenswerte Weise mit den Bewohnern kooperiert: Die Tiere treiben Schwärme von Meeräschen zusammen und geben den wartenden Fischern sogar im passenden Moment Zeichen, wann sie ihre Netze über der herannahende Beutefischfront auswerfen sollen. Die Fischer von Laguna machen so seit Jahren reichen Fang.

Offenbar erwarten die Tümmler (Tursiops truncatus) für ihren Service nicht einmal eine Gegenleistung: Die Tiere kooperieren bereits seit einigen Generationen mit den Menschen, ohne dadurch selbst unbedingt mehr Beute zu machen. Allerdings hat nur etwa ein Drittel der rund 50 einheimischen Delfine Spaß an dem Treiben; die anderen nehmen daran hingegen nie teil. Fábian Daura-Jorge von der University of Santa Catarina und seine Kollegen untersuchten nun, worin sich die menschenfreundlichen Tümmler von ihren passiven Artgenossen unterschieden.

In zweijähriger Beobachtungsarbeit entdeckten die Forscher, dass es offenbar besonders gesellige Delfine gibt, die häufig mit anderen zusammen schwimmen und von Grüppchen zu Grüppchen wechseln. Anders als ihre eher eigenbrötlerischen Kollegen fanden sich diese vermehrt auch zur Treibjagd ein.

Womöglich liege das daran, so Daura-Jorge, dass die Tiere vor allem durch Interaktion mit Artgenossen neue Verhaltensweisen erlernen. So üben etwa Delfinmütter mit ihrem Nachwuchs das Fischen, indem sie die Jungen mehr oder weniger sanft zum Jagen schubsen. Auf ähnliche Weise könnten gesellige Delfine rascher das Knowhow für die Fischzüge erwerben als andere. Ob der Verwandtschaftsgrad einen Einfluss auf die generationsübergreifende Tradition hat, ist noch offen.