Mit Netz und Gift: Wenn Spinnen Schlangen fangen
Die Schwarze Witwe und andere Spinnen können selbst vielfach größere Schlangen erbeuten und fressen. Das zeigt eine Auswertung von 319 dokumentierten Fällen, die im Fachmagazin »Journal of Arachnology« erschienen ist. Die Hälfte der Vorfälle wurden in den USA dokumentiert, rund ein Drittel in Australien, wie der Spinnenforscher Martin Nyffeler von der Universität Basel mit seinem Kollegen von der amerikanischen University of Georgia, Whitfield Gibbons, herausfand. Das Team hatte dazu in Fachmagazinen, aber auch auf diversen Plattformen im Netz nach Fällen gesucht.
Insgesamt gebe es Berichte über rund 90 Schlangenarten, die von etwa 40 Spinnenarten erbeutet worden seien. Die Spinnen seien bei ihrer Beutejagd überaus erfolgreich: Fast neun von zehn der gefangenen Schlangen wurden laut Studie getötet, nur 1,5 Prozent konnten sich aus eigener Kraft befreien, die anderen wurden von Menschen gerettet. Rund zwei Drittel aller Fälle fand das Team in den sozialen Medien.
Spinnen töten und fressen laut Studie bis zu einem Meter lange Schlangen, am häufigsten jedoch sehr junge, frisch geschlüpfte Tiere. Der Median über alle dokumentierten Fälle lag in der aktuellen Studie bei 27 Zentimetern. Die erfolgreichste Schlangenjägerin ist die Schwarze Witwe aus der Familie der Kugelspinnen (Theridiidae). Ihr für Wirbeltiere spezifisches Nervengift und ihre besonders reißfesten Netze helfen ihr beim Beutefang.
Während die meisten der mehr als 49 000 Spinnenarten überwiegend Insekten oder andere Gliederfüßer erbeuten, gibt es immer wieder auch Berichte über eher unkonventionell erscheinende Ernährungsgewohnheiten der Achtbeiner. Neben Würmern, Schnecken oder Schrimps und Flusskrebsen töten und verspeisen manche von ihnen auch kleinere Wirbel- und Säugetiere von Kröten bis Echsen und Mäusen bis Maulwürfen.
Schlangen aber stellen in dieser Liste eine Besonderheit dar, da sich viele von ihnen mit einem hochwirksamen Gift zur Wehr setzen können. Doch selbst das schreckt die Spinnen nicht ab. Die Rotrückenspinne überwältigt die zur selben Familie wie die Kobras gehörenden Scheinkobras. »Diese Scheinkobras gehören zu den giftigsten Schlangen der Welt, und es ist sehr faszinierend zu beobachten, dass sie im Kampf mit Spinnen jeweils unterliegen«, sagt Nyffeler. Nicht immer aber geht ein solches Aufeinandertreffen gut für die Spinnen aus. Insbesondere bei Schlangen aus der Natternfamilie stünden Spinnen auf dem Speiseplan, schreibt das Team um Nyffeler in seinem Beitrag.
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