Angststörungen: Mit Stress auf Höhenflug
Das Stresshormon Cortisol unterstützt Verhaltenstherapie gegen Höhenangst.
Höhenangst schränkt viele Menschen im Alltag extrem ein. Bei einer Verhaltenstherapie werden die Betroffenen mit großen Höhen konfrontiert: Sie sollen lernen, dass etwa eine Fahrt in einem gläsernen Lift ungefährlich ist und mit diesen Erfahrungen das Angstgedächtnis überlagern. Dafür sind allerdings viele Wiederholungen nötig – jede einzelne eine Qual. Dominique de Quervain von der Universität Basel und seine Kollegen zeigen, dass die gleichzeitige Gabe des Stresshormons Cortisol diesen Prozess beschleunigen kann.
Dieses Ergebnis überrascht insofern, als Stresshormone üblicherweise bei Gefahr ausgeschüttet werden. Doch sie lösen nicht nur den so genannten Kampf-oder-Flucht-Reflex aus, sondern unterstützen auch die Gedächtnisbildung. So erschweren sie offenbar den Abruf früherer – möglicherweise angstvoller – Erinnerung, vermuten die Forscher. (gw)
Die Neurowissenschaftler ließen 40 Versuchsteilnehmer mit Höhenangst jeweils drei verhaltenstherapeutischen Sitzungen absolvieren. Eine Hälfte bekam vorher Cortisol, die anderen ein Placebo. Einen Monat später war bei den Patienten der ersten Gruppe die Höhenangst um 60 Prozent schwächer ausgeprägt als vor der Therapie; die der Kontrollgruppe verringerten sich die Symptome dagegen nur um 40 Prozent. Zum Test mussten die Probanden einen Fahrstuhl im Rahmen einer Virtual-Reality-Simulation benutzen. Dabei stieg beispielsweise die elektrische Hautleitfähigkeit – ein Maß für Angst – derjenigen, die Cortisol erhalten hatten, nur ein Fünftel so stark an wie bei der Kontrollgruppe.
Dieses Ergebnis überrascht insofern, als Stresshormone üblicherweise bei Gefahr ausgeschüttet werden. Doch sie lösen nicht nur den so genannten Kampf-oder-Flucht-Reflex aus, sondern unterstützen auch die Gedächtnisbildung. So erschweren sie offenbar den Abruf früherer – möglicherweise angstvoller – Erinnerung, vermuten die Forscher. (gw)
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