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Mit Tollwut-Peptid ins Gehirn

Erkrankungen des Zentralnervensystems gehören nach wie vor zu den größten Herausforderungen für die Medizin; der Grund ist die Blut-Hirn-Schranke, eine spezielle Zellschicht in den Blutgefäßen des Gehirns, die nur ausgewählten Molekülen Einlass gewährt und die meisten Medikamente zurückhält.

Ausgeschlossen bleibt auch der aussichtsreichste Neuzugang im Methodenarsenal der Mediziner: die siRNA. Diese kurzen Kettenmoleküle können gezielt Gene unterdrücken, indem sie deren Übersetzung in Proteine blockieren. Mediziner hoffen, mit ihnen auch neurodegenerative Erkrankungen wie die Alzheimer-Demenz behandeln zu können.

Allerdings müsste es dazu gelingen, die siRNA durch die Blut-Hirn-Schranke ins Zentralnervensystem zu schleusen. Einen möglichen Weg fand jetzt ein Team um Priti Kumar von der Harvard Medical School. Tollwutviren, die spezifisch Nervenzellen befallen, tragen an ihrer Oberfläche ein Protein namens RVG, mit dem sie ins Gehirn eindringen können. Kumar und seine Kollegen stellten ein verwandtes Peptid künstlich her und koppelten es an siRNA. Tatsächlich gelangte diese daraufhin aus der Blutbahn ins Gehirn. Zudem überlebten Mäuse eine Infektion mit dem normalerweise tödlichen Japan B-Enzephalitis-Virus (JEV), wenn sie eine intravenöse Injektion von anti-JEV-siRNA mit angeflanschtem RVG-Peptid erhielten. Als nächstes bleibt zu klären, ob der Kunstgriff auch beim Menschen funktioniert.

Lars Fischer

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