News: Mit Viren gegen Bakterien
Doch Allheilmittel sind das nicht. In den letzten Jahren häufen sich die Berichte, dass die Bakterien gegen die Medikamente resistent werden. Oft wird daher vor den Folgen von verfrühtem oder falschem Antibiotikaeinsatz gewarnt. Wissenschaftler des College of Medicine der University of Florida versuchten nun einen alternativen Weg: Sie rückten dem Bakterium Vibrio vulnificus mit einem Virus zu Leibe.
Vibrio vulnificus vermehrt sich in Austern und kann bei Menschen, die derart verunreinigte Meeresfrüchte essen, eine schnell fortschreitende und lebensbedrohliche Infektion auslösen. Die Wissenschaftler spritzten Mäusen sowohl den Erreger als auch einen Bakteriophagen, der dieses Bakterium befällt. Die meisten Tiere überlebten die Infektion, die ansonsten eigentlich tödlich verlaufen würde, berichteten die Forscher am 23. Mai 2000 auf der 100. Generalversammlung der American Society for Microbiology. "Das Ergebnis zeigt, dass Bakteriophagen sowohl gegen lokale als auch gegen systemische Infektionen eingesetzt werden können, die das bakterielle Pathogen in einem Tiermodell einer Krankheit auslöst", erklärt Paul Gulig.
Eine Therapie mit Bakteriophagen könnte gegenüber der klassischen Antibiotikabehandlung einige Vorteile aufweisen. Zum einen bietet es sich angesichts der steigenden Resistenzentwicklung in Bakterien als alternative Methode an. Weiterhin müssten Patienten das Mittel nur einmal nehmen, da sich das Virus so lange im Körper hält, wie es noch Wirtszellen findet. Antibiotika müssen dagegen oft über mehrere Tage oder gar Wochen hinweg geschluckt werden. Und außerdem wäre die Behandlung recht sicher für den Körper, da die Bakteriophagen nur Bakterien angreifen, aber keine menschlichen Zellen.
Nach Aussage der Forscher gelten ihre Ergebnisse natürlich nicht nur für die Behandlung einer Vibrio vulnificus-Infektion. Sie sollen nur die prinzipielle Wirksamkeit einer Bakteriophagen-Therapie belegen. Jetzt gehe es darum, auch für andere Krankheiten nach entsprechenden Viren zu suchen und vielleicht nutzbar zu machen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 19.8.1999
"Des einen Freud, des anderen Leid"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 14.7.1999
"Massenselbstmord unter Bakterien"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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