Navigation: Mitnichten planlos
Wenn Sie jemand entführte und an anderer Stelle wieder freiließe, fänden Sie nach Hause? Wenn Sie die Umgebung kennen, bestimmt – würde auch eine Biene antworten.
Wer in eine fremde Stadt zieht, wird sich schnell den direktesten Weg zum Arbeitsplatz oder sonstigen täglichen Ziel suchen. Doch damit ist es nicht getan: Erst durch ausgedehnte Spaziergänge im Viertel entwickelt sich das innere Gefühl für die neue Heimat, offenbaren sich die kleinen Geheimnisse und wichtigen Ecken. Sie sind es, die letztendlich die Orientierung ermöglichen.
Das ist bei Bienen nicht anders: Bevor sie mit der täglichen Nektarsuche so richtig loslegen, machen sie sich in kurzen Erkundungsflügen ein Bild von der Landschaft rund um ihren Stock. Allerdings nutzen sie dann für den Weg zur Futterquelle offenbar nur den Sonnenstand als Kompass und die Bildersequenzen, die ihnen der Untergrund auf dem Flug bietet, als Wegweiser. Kaum mehr, so zeigen verschiedene Versuche, übermitteln sie wohl ihren Stockgenossinnen, wenn sie das süße Ziel vermitteln. Ein räumliches Gedächtnis scheint völlig überflüssig.
Genauso verfuhren sie mit Bienen, denen ein verinnerlichter Routine-Weg fehlte, weil ihnen die Wissenschaftler ständig die Nektarquelle verstellt hatten. Zu guter Letzt schickten die Forscher noch Bienen auf den Heimweg, die gerade frisch von Artgenossinnen über ein lohnendes Ziel instruiert worden waren – den angepeilten Weg also noch nicht aus eigener Erfahrung kannten.
Also haben die Tiere wohl einen recht detailliertes Gedächtnis ihrer Umgebung, das noch aus Zeiten der ersten Erkundungsflüge stammen musste und verhinderte, dass sie an ungewohnten Positionen die Orientierung verlieren. Und wie der Umweg über den Futterplatz zeigt: Es ermöglicht ihnen sogar, darüber zu entscheiden, welchen Weg sie nehmen.
Ob es nun der Hunger war, der sie dorthin getrieben hatte, oder sie sich auf den von dort gut eingeprägten Weg nach Hause verlassen wollten, egal: In ihrem Kopf beherbergen die Sechsbeiner weit mehr als eine minimale Direktroutenbeschreibung vom Stock zur Nektarquelle. Es erinnert mehr an eine Karte, die mit Erfahrungen gefüttert und gepflegt wird – ganz so wie bei uns, wenn wir eine fremde Stadt zu einer neuen Heimat machen.
Das ist bei Bienen nicht anders: Bevor sie mit der täglichen Nektarsuche so richtig loslegen, machen sie sich in kurzen Erkundungsflügen ein Bild von der Landschaft rund um ihren Stock. Allerdings nutzen sie dann für den Weg zur Futterquelle offenbar nur den Sonnenstand als Kompass und die Bildersequenzen, die ihnen der Untergrund auf dem Flug bietet, als Wegweiser. Kaum mehr, so zeigen verschiedene Versuche, übermitteln sie wohl ihren Stockgenossinnen, wenn sie das süße Ziel vermitteln. Ein räumliches Gedächtnis scheint völlig überflüssig.
Ist es dann überhaupt noch vorhanden? Randolf Menzel von der Freien Universität Berlin und seine Kollegen spielten Kidnapper, um die Frage zu beantworten: Sie fingen Bienen auf dem Heimweg vom wohlbekannten Futterplatz ein und brachten sie an einen anderen Ort im weiteren Umkreis des Stockes, wo sie die mit einem Sender versehenen Tiere dann wieder freiließen.
Genauso verfuhren sie mit Bienen, denen ein verinnerlichter Routine-Weg fehlte, weil ihnen die Wissenschaftler ständig die Nektarquelle verstellt hatten. Zu guter Letzt schickten die Forscher noch Bienen auf den Heimweg, die gerade frisch von Artgenossinnen über ein lohnendes Ziel instruiert worden waren – den angepeilten Weg also noch nicht aus eigener Erfahrung kannten.
Das Ganze fand dabei unter erschwerten Bedingungen, weil in Brandenburg statt: In Klein Lüben, 150 Kilometer nordwestlich von Berlin, mangelt es sehr an charakteristischen Landmarken, die den Bienen als Navigationshilfe dienen könnten. Im Umkreis von sechzig Metern bot sich den Tieren daher außer den Strukturen des Bodens und der Vegetation kein weiterer Hinweis auf den angestrebten Stock. Erst in über hundert Meter Entfernung bauten die Forscher einige bunte Zelte auf, welche die Tiere auf Grund der Größe aus etwa derselben Distanz erkennen mussten. Deren Position aber wechselten die Wissenschaftler in einer zweiten Versuchsreihe, um den Einfluss der künstlichen Wegweiser aufzudecken.
Und – welche der braunschwarzen Sechsbeinern würden nun nach der Entführung wieder nach Hause finden? Alle, lautet die schlichte Antwort. Wenn auch auf Umwegen. Jene Bienen, die einen gewohnten Heimweg oder gerade detaillierte Fluganweisungen bekommen hatten, folgten direkt diesen abgespeicherten Informationen – bis ihnen am Ende des eingeschlagenen Weges irgendwie klar wurde, dass sie diesmal nicht ans gewohnte oder erwartete Ziel gelangten. Sie drosselten das Tempo und irrten suchend durch die Gegend – ebenso wie ihre Artgenossinnen, denen eine verinnerlichte Route fehlte.
Dann jedoch entdeckten offenbar alle einen irgendwie gearteten Hinweis, der ihnen den richtigen Weg wies: Schnurstracks machten sie sich auf zum Stock, wobei manche noch einen kurzen Abstecher in Richtung Futterplatz unternahmen, kurz davor aber in Heimatrichtung abbogen – nur eine landete auch tatsächlich an der gewohnten Nektarquelle.
Jene Punkte, an denen den Bienen der richtige Weg aufging, lagen dabei noch so weit vom Stock entfernt, dass sie diesen keinesfalls bereits erkannt haben konnten. Zwar nutzte die Mehrzahl eine Grenze zwischen zwei unterschiedlich gemähten Wiesen, doch als diese später fehlte, beeinträchtigte das nicht im geringsten das Orientierungsvermögen der Insekten. Ebenso ließ sie das Umstellen der Zelte unbeeindruckt.
Also haben die Tiere wohl einen recht detailliertes Gedächtnis ihrer Umgebung, das noch aus Zeiten der ersten Erkundungsflüge stammen musste und verhinderte, dass sie an ungewohnten Positionen die Orientierung verlieren. Und wie der Umweg über den Futterplatz zeigt: Es ermöglicht ihnen sogar, darüber zu entscheiden, welchen Weg sie nehmen.
Ob es nun der Hunger war, der sie dorthin getrieben hatte, oder sie sich auf den von dort gut eingeprägten Weg nach Hause verlassen wollten, egal: In ihrem Kopf beherbergen die Sechsbeiner weit mehr als eine minimale Direktroutenbeschreibung vom Stock zur Nektarquelle. Es erinnert mehr an eine Karte, die mit Erfahrungen gefüttert und gepflegt wird – ganz so wie bei uns, wenn wir eine fremde Stadt zu einer neuen Heimat machen.
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