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Immunsystem: Mittel gegen tödliche Grippeschäden?

Grippe

Der Wirkstoff Eritoran verhindert potenziell tödliche Lungenschäden bei mit Grippe infizierten Mäusen. US-Medizinerinnen um Kari Ann Shirey und Stefanie Vogel von der University of Maryland in Baltimore behandelten mit Influenza infizierte Mäuse mit der Substanz und stellten fest, dass die Behandlung mit Eritoran am zweiten Tag nach der Infektion die Sterblichkeit um etwa 90 Prozent reduzierte. Eritoran wirkt gegen den Immunrezeptor TLR4, der einen so genannten Zytokinsturm auslöst – eine Überreaktion des Immunsystems, die die Lunge schädigt. Der Wirkstoff hat bereits klinische Tests am Menschen durchlaufen, weshalb die Forscherinnen hoffen, dass Ärzte mit ihm bald Grippe und andere potenziell gefährliche Atemwegserkrankungen behandeln werden.

Eritoran ist ein synthetisches Lipid, das bestimmten Toxinen gramnegativer Bakterien ähnelt, die den Rezeptor TLR4 aktivieren. Eine japanische Firma entwickelte den Wirkstoff als mögliches Medikament gegen Blutvergiftungen, bei denen eine überschießende Immunreaktion ebenfalls eine Rolle spielt. In klinischen Tests erwies sich Eritoran jedoch als wenig wirksam gegen Sepsis. In Untersuchungen an grippeinfizierten Mäusen stellte sich jedoch heraus, dass TLR4 entscheidend an gefährlichen Lungenkomplikationen bei Influenza beteiligt ist – Mäuse ohne diesen Rezeptor sterben fast nie an der Grippe.

Tatsächlich zeigten Shirey und ihre Kolleginnen in ihrer Studie, dass Mäuse vor den tödlichen Komplikationen der Grippe geschützt sind, wenn man ihre TLR4-Rezeptoren rechtzeitig mit Eritoran blockiert. Verabreichten die Forscherinnen das Mittel zwei Tage nach der Infektion, starb von zehn Testmäusen lediglich eine. Bekamen sie den Wirkstoff an Tag sechs, überlebte immerhin noch ein Drittel der Tiere. Unbehandelt tötet die Grippe in jenem Versuchsaufbau 90 Prozent der Mäuse. Allerdings ist der Wirkmechanismus noch zum Teil ungeklärt: Die Forscherinnen fanden deutliche Hinweise, dass neben der Blockade von TLR4 weitere Mechanismen eine Rolle spielen.

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