Steinzeit: Mitteleuropäer waren erste Milchtrinker
Forscher verlegen den Ursprung der lebenslangen Milchverträglichkeit nach Mittel- und Osteuropa – und widersprechen damit ihren eigenen früheren Aussagen. Bisher hatten sie angenommen, dass sich diese Veranlagung bei den Nordmännern der Steinzeit entwickelte, da die Anzahl derer, die auch nach dem Säuglingsalter Milch vertragen, in Nordeuropa weltweit am höchsten ist.
Im Jahr 2007 hatte das Team um Mark Thomas vom University College London und Joachim Burger von der Universität Mainzsteinzeitliche Skelette aus Deutschland, Polen und Litauen genetisch untersucht und daraus folgenden Schluss gezogen: Erst als die Milchviehhaltung schon lange etabliert war, konnten mehr und mehr Europäer das Getränk frisch zu sich nehmen. In ihrer jetzigen Studie bezogen die Forscher neue Daten aus Genetik und Archäologie mit ein und schickten sie durch eine Computersimulation. Dabei fiel das Ergebnis völlig anders aus.
Genau hier tritt ein Problem mit der bisherigen These auf: Es lässt sich kaum erklären, warum eine Veränderung im Erbgut der Nordeuropäer sich so schnell auf dem ganzen Kontinent durchsetzen sollte. Für die Bewohner des Nordens war der hohe Kalziumgehalt in der Milch zwar sehr gesund, weil der Körper während der kurzen Wintertage nur wenig Vitamin D produziert und damit Kalzium nicht so gut aufnehmen kann wie sonst. Für die übrigen Bewohner Europas spielte dieser Effekt jedoch keine große Rolle.
Laut den Forschern kann es nur einen Grund für die schnelle Verbreitung der neuen Genvariation geben: der Beginn der Milchwirtschaft. Denn ebenso plötzlich, wie die dauerhafte Milchverträglichkeit auftrat, wurde die Haltung von Ziegen und Schafen im Nahen Osten und den umliegenden Gegenden populär. Deshalb glauben die Forscher, dass in dieser Region die Laktosetoleranz zuerst auftrat und Milch zu einem wichtigen Nahrungsmittel für die Bauern wurde: Sie lieferte nahrhafte Proteine, enthielt meist weniger Keime als Wasser und war im Gegensatz zu Getreide das ganze Jahr über frisch verfügbar.
Weitere Belege dafür liefern archäologische Untersuchungen. In Keramikgefäßen aus Ungarn und Rumänien, die fast 8000 Jahre alt sind, ließen sich Spuren von Milcheiweiß nachweisen. (lil)
Im Jahr 2007 hatte das Team um Mark Thomas vom University College London und Joachim Burger von der Universität Mainzsteinzeitliche Skelette aus Deutschland, Polen und Litauen genetisch untersucht und daraus folgenden Schluss gezogen: Erst als die Milchviehhaltung schon lange etabliert war, konnten mehr und mehr Europäer das Getränk frisch zu sich nehmen. In ihrer jetzigen Studie bezogen die Forscher neue Daten aus Genetik und Archäologie mit ein und schickten sie durch eine Computersimulation. Dabei fiel das Ergebnis völlig anders aus.
Dem Computermodell zu Folge muss sich die Veranlagung vor 7500 Jahren sehr rasch über den ganzen Kontinent verbreitet haben. Denn bei allen heutigen Europäern, die Milch vertragen, liegt ein und dieselbe Veränderung im Erbgut vor, die dafür sorgt, dass der Körper ein Leben lang ein Enzym für die Spaltung des Milchzuckers Laktose produziert. Hätte sich die Laktosetoleranz nur langsam durchgesetzt, dann wären über einen längeren Zeitraum hinweg verschiedene Genvarianten mit dem gleichen Effekt entstanden. So ist es später in Afrika passiert, wo bis heute vier Varianten bekannt sind.
Genau hier tritt ein Problem mit der bisherigen These auf: Es lässt sich kaum erklären, warum eine Veränderung im Erbgut der Nordeuropäer sich so schnell auf dem ganzen Kontinent durchsetzen sollte. Für die Bewohner des Nordens war der hohe Kalziumgehalt in der Milch zwar sehr gesund, weil der Körper während der kurzen Wintertage nur wenig Vitamin D produziert und damit Kalzium nicht so gut aufnehmen kann wie sonst. Für die übrigen Bewohner Europas spielte dieser Effekt jedoch keine große Rolle.
Laut den Forschern kann es nur einen Grund für die schnelle Verbreitung der neuen Genvariation geben: der Beginn der Milchwirtschaft. Denn ebenso plötzlich, wie die dauerhafte Milchverträglichkeit auftrat, wurde die Haltung von Ziegen und Schafen im Nahen Osten und den umliegenden Gegenden populär. Deshalb glauben die Forscher, dass in dieser Region die Laktosetoleranz zuerst auftrat und Milch zu einem wichtigen Nahrungsmittel für die Bauern wurde: Sie lieferte nahrhafte Proteine, enthielt meist weniger Keime als Wasser und war im Gegensatz zu Getreide das ganze Jahr über frisch verfügbar.
Weitere Belege dafür liefern archäologische Untersuchungen. In Keramikgefäßen aus Ungarn und Rumänien, die fast 8000 Jahre alt sind, ließen sich Spuren von Milcheiweiß nachweisen. (lil)
© epoc
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