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Paläoklimatologie: Mittler zwischen Nord und Süd

Stalagmiten enthüllen Klimageschichte
Eisbohrkerne, Sedimentschichten und Baumringe gehören zu den Zeugen aus der Vergangenheit, mit deren Hilfe Wissenschaftler die Klimageschichte der Erde rekonstruieren. Forscher um Judson W. Partin vom Georgia Institute of Technology in Atlanta haben dafür nun auch Stalagmiten aus Tropfsteinhöhlen auf Borneo herangezogen. In den verschiedenen Wachstumsschichten bestimmten sie radiometrisch das jeweilige Alter und über das Verhältnis der Sauerstoffisotope 18O/16O die einstige Niederschlagshäufigkeit. So konnten sie erstmals ein lückenloses Klimaarchiv für den tropischen Westpazifik in den vergangenen 27000 Jahren erstellen.

Lange sah es so aus, als bestünde kein Zusammenhang zwischen den Klimaschwankungen auf der Nord- und Südhalbkugel. Neuerdings gibt es jedoch Hinweise, dass beide Systeme miteinander gekoppelt sind. Das Klimaarchiv aus Borneo bestätigt das, indem es sowohl Ereignisse im Nordatlantik wie auf der Antarktis widerspiegelt. Dadurch erscheint der tropische Pazifik nun als Vermittler zwischen den Vorgängen auf den beiden Erdhälften.

Besonders auffällig ist eine Trockenphase auf Borneo, die vor etwa 20 000 Jahren einsetzte und genau vor 16500 Jahren ihren Höhepunkt erreichte, als im Nordatlantik ein so genanntes Heinrich-Ereignis – eine abrupte Klimaänderung – auftrat. Demnach könnten die Verhältnisse im tropischen Pazifik sogar das Geschehen in höheren Breiten beeinflusst, wenn nicht ausgelöst haben.

Der weitere Übergang von der Eis- zur heutigen Warmzeit vollzog sich auf Borneo dann allerdings ähnlich glatt wie auf der Südhalbkugel, während er im Norden durch weitere heftige Klimasprünge geprägt war.

Christoph Marty

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