Paläontologie: Moas hatten eine lange Kindheit
Moas, die größten Vögel, die jemals gelebt haben, waren erst nach bis zu zehn Jahren ausgewachsen. Dies entdeckten Samuel Turvey von der Zoologischen Gesellschaft in London und seine Kollegen, als sie Wachstumsringe in den Knochen von Fossilien analysierten.
Dabei wuchsen die verschiedenen Arten unterschiedlich schnell: Ausgerechnet die größten Spezies aus der Gattung Dinornis, die bis zu zwei Meter Höhe erreichten, wiesen im Vergleich zu kleineren Verwandten kaum Wachstumsringe auf – sie entwickelten sich also offenbar schneller als beispielsweise ein Moa der neuseeländischen Südalpen, der bis zu neun dieser Markierungen zeigte. Da auch von Eisbären oder anderen winterschlafenden Säugetieren solche Jahresringe bekannt sind, vermuten die Forscher, dass ungünstige Umweltbedingungen oder Jahreszeiten das Wachstum der Tiere bremste oder ganz stoppte. Dies zeigt sich dann in der anderen Knochenstruktur. Bei heute lebenden Vögeln bilden sich keine Wachstumsringe, da sie innerhalb eines Jahres zwar nicht unbedingt geschlechtsreif, aber zumindest ausgewachsen sind.
Die lange Kindheit war nach Aussage Turveys nur möglich, weil die Moas in einer Umgebung ohne Feinde lebten: Zu ihren Zeiten gab es auf den Inseln nur riesige Adler, die den Tieren hätten gefährlich werden können, jedoch keine größeren Säugetiere und vor allem keine Menschen. Als letztere dann um 1300 die Inseln besiedelten, starben die riesigen Laufvögel bald aus, wofür neueren Erkenntnissen zufolge aber wohl nicht allein die intensive Jagd verantwortlich war. Durch die ausgedehnte Entwicklungszeit wuchsen jedoch nicht schnell genug Jungvögel heran, um die Populationen am Leben zu erhalten.
Die Ringe entstehen im Rindenknochen, den äußersten Bereichen eines Röhrenknochens, und zeichnen sich durch geordnete Schichten mit wenigen Gefäßen aus, die längs des Knochens verlaufen. Bei schnellem Wachstum ist die Knochenmatrix dagegen weniger strukturiert, enthält größere und zufällig verteilte Knochenzellen und auch mehr Blutgefäße, die ein komplexeres Netzwerk bilden.
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