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Echtzeitvorhersagen: Mobilfunk offenbart Bevölkerungsdichten

Mit einem Handy geben Nutzer mehr Daten preis, als ihnen vielleicht lieb ist. Für den Katastrophenschutz kann das aber auch ein Vorteil sein.
Bevölkerungsdichte in Frankreich

Wo leben in Frankreich die meisten Menschen? Die Antwort ist einfach und klar: in Paris. Komplizierter wird dann schon die Frage, wohin sich in den Sommerferien die Menschenmessen bewegen, die in unserem Nachbarland alljährlich während der warmen Monate unterwegs sind. Denn in Echtzeit ließen sich diese Daten bislang nur schwer ermitteln. Pierre Deville von der belgischen Université catholique de Louvain und seine Kollegen weisen mit ihrer Arbeit einen Ausweg aus diesem Dilemma, der zukünftig dem Katastrophenschutz helfen könnte. Sie griffen auf die Mobilfunkdaten von 17 Millionen französischen und zwei Millionen portugiesischen Nutzern zurück und erstellten daraus Karten zur Bevölkerungsdichte. Genutzt wurden dabei allein die Informationen, die eingeschaltete Handys mit der jeweils nächsten Sendestation austauschen. Individuelle Nutzerdaten wurden dagegen vollständig herausgefiltert, damit keine persönlichen Bewegungsprofile preisgegeben werden.

Bevölkerungsbewegungen in Frankreich | Die Handydaten belegen auch, welche Bevölkerungsbewegungen in den französischen Sommerferien stattfinden: Während die Einwohnerzahl der Metropolen schrumpft, gewinnen die Orte an der Peripherie – also in den Urlaubsgebieten der Alpen und Pyrenäen beziehungsweise an der Küste.

Je mehr Mobiltelefone sich dabei innerhalb eines Sendebereichs einloggen, desto höher ist in diesem Moment die Bevölkerungsdichte, wenn man davon ausgeht, dass die weit überwiegende Mehrheit der Personen nur ein Handy mit sich führt. Und da in vielen Industriestaaten mittlerweile fast 90 Prozent der Bewohner ein tragbares Telefon besitzen, lassen sich daraus wiederum relativ genaue Karten erstellen. Besonders interessant wird das Verfahren, wenn es darum geht, Bevölkerungsströme zu analysieren. Viele Menschen verlassen an den Wochenenden und während der Urlaubszeit die Metropolen und fahren in die Provinz, weshalb dort die Bevölkerungsdichte ansteigt, während sie in den Städten sinkt. Sollte es zu Katastrophen kommen, lässt sich schneller entscheiden, welche Ressourcen benötigt werden. Das gelte insbesondere auch für Entwicklungsländer, in denen die Mobilfunknutzung stark zunimmt, während Bevölkerungsdaten meist nur unvollständig vorliegen. Wenn Menschen beispielsweise massenhaft wegen eines Seuchenausbruchs fliehen, lasse sich dies auch über die Telefondaten erkennen, so Deville.

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