Südafrika: Modernes Steinzeitleben schon vor 40 000 Jahren
Wie vor mehreren zehntausenden Jahren die Entwicklung der modernen Menschen auf dem afrikanischen Kontinent verlief, war bisher in weiten Teilen unbekannt. Neue Untersuchungen von Funden aus der so genannten Border-Höhle deuten darauf hin, dass die Bewohner Südafrikas bereits vor mehr als 40 000 Jahren fortschrittliche Traditionen und Jagdgewohnheiten pflegten. Eine Schlüsselrolle scheint dabei das San-Volk mit seiner Kultur des Jagens und Sammelns zu spielen.
Bereits 1970 entdeckten Archäologen, dass die verschiedenen archäologischen Schichten in der Höhle nahe der südafrikanischen Grenze zu Swasiland bis zu 200 000 Jahre zurückreichen. Ein internationales Forscherteam um Francesco d'Errico von der Université Bordeaux nahm nun noch einmal die Lagen aus der so genannten "Late Stone Age" genauer unter die Lupe und versuchte, die Funde so exakt wie möglich zu datieren [1].
Zu den ältesten Objekten gehörte ein Grabstock, der mit durchbohrten Steinen beschwert wurde und vermutlich vor rund 40 000 Jahren zum Einsatz kam, etwa zum Ausgraben von Insekten. Koautorin Paola Villa, Kuratorin am Museum der University of Colorado, vergleicht die Werkzeuge mit denen des noch heute existierenden Volks der San. "Diese Grabstöcke sind die ältesten ihrer Art, die bisher in Afrika gefunden wurden." Ebenso alt waren Klumpen aus Bienenwachs, welche die Forscher zusammen mit Pflanzenfasern fanden. Solche Fasern, so Villa, seien möglicherweise für die Herstellung von Bogensehnen verwendet worden.
Zudem stießen die Forscher an Knochen- und Steinspitzen auf Spuren von Substanzen aus den giftigen Rizinussamen, die sie auf Alter von 24 000 Jahren datierten – dies sei die bisher älteste Anwendung von Gift zu Jagdzwecken.
Die Funde aus der Border-Höhle verändern das Bild der Forscher von der Entwicklung des modernen Menschen in Südafrika. Bisher waren die ältesten Spuren der San-Kultur rund 20 000 Jahre alt.
Der Übergang zu einer vergleichsweise modernen Jäger-und-Sammler-Kultur scheint sich demnach in Afrika rund 20 000 Jahre früher vollzogen zu haben, als bisher vermutet, und damit parallel zur Entwicklung in Europa. Diese These wird auch von einer zweiten, zeitgleich veröffentlichten Arbeit gestützt, in der die Forscher die Entwicklung verschiedener Waffen und Werkzeuge genauer betrachteten [2]. Hier konnten sie zeigen, dass die steinzeitliche Technologie vor rund 56 000 Jahren begann, sich gravierend zu verändern.
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