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News: Mond in rot

Nach der totalen Sonnenfinsternis des Jahres 1999 steht nun am 21. Januar 2000 ein weiteres spektakuläres Himmelsereignis bevor: eine totale Mondfinsternis. Weil der Mond kurz zuvor in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 2000 mit 359 361 Kilometern den erdnächsten Punkt seiner Bahn erreicht, wird er während der Finsternis besonders groß erscheinen. Als Folge der Lichtstreuung und -filterung erscheint dem irdischen Betrachter der Mond auch im Maximum der Verfinsterung nicht schwarz, sondern oft in einem kupferroten Licht.
Zum Glück brauchen "Mondsüchtige" keine Schutzbrillen, sondern lediglich einen starken Kaffee angesichts der frühen Morgenstunde: Wolkenfreie Sicht vorausgesetzt, besteht in ganz Europa die beste Sichtbarkeit morgens zwischen 5:00 Uhr und 6:00 Uhr. Diese totale Mondfinsternis wird die einzige im Jahr 2000 sein, die von Europa aus beobachtet werden kann. Neben der Faszination, die dieses Himmelsereignis auf die Betrachter ausübt, erhoffen sich Wissenschaftlern auch im 21. Jahrhundert noch neue Erkenntnisse.

Bereits um 3:03 Uhr tritt der Mond in den Halbschatten der Erde ein. Zu diesem Zeitpunkt ist jedoch zunächst so gut wie keine Helligkeitsabnahme zu bemerken. Um 4:01 Uhr beginnt dann die eigentliche Mondfinsternis: Der linke Mondrand fängt an, sich allmählich zu verdunkeln. Ab 5:05 Uhr liegt der Mond dann völlig im Kernschatten der Erde. Für einen Astronauten auf dem Mond wäre jetzt die Sonne hinter der "schwarzen Erde", die von einem hellen rötlichen Lichtsaum umgeben ist, verschwunden. Das Maximum der Verdunklung wird um 5:44 Uhr erreicht. Um 6:22 Uhr endet die totale Phase: Der linke Mondrand erreicht die Halbschattenzone auf der anderen Seite. Um 7:25 Uhr verläßt der Mond den Kernschatten der Erde und wandert bis zum Sonnenaufgang kurz nach 8:00 Uhr aus dem Halbschatten der Erde heraus.

Taucht der Mond wie am 21. Januar 2000 ganz in den irdischen Kernschatten ein, sprechen wir von einer totalen Mondfinsternis. Der Kernschatten der Erde ist jedoch nicht absolut dunkel, sondern wird vom Licht der Sonne, das streifend die obere Erdatmosphäre durchläuft und in ihr gestreut wird, aufgehellt. Die roten Strahlen haben dabei die beste Chance, Richtung Mond abgelenkt zu werden. Dem irdischen Betrachter erscheint der Mond deshalb oft in kupferroten Farben. Die Helligkeit dieses Widerscheins und seine Farbtönung ist zugleich ein Maß für die Verschmutzung der irdischen Hochatmosphäre, insbesondere durch vulkanische Aktivität.

Obwohl Mondfinsternisse seit der Antike beobachtet werden, nutzen Planetenforscher diese Ereignisse auch heute noch für wissenschaftliche Untersuchungen. Von Interesse ist der sogenannte "Oppositionseffekt", über den noch einige Unklarheiten herrschen. Er ist zu beobachten, wenn unmittelbar vor und nach einer Mondfinsternis die Sonne fast exakt im Rücken des Beobachters steht. Bei solch einer annähernden Geraden "Mond-Beobachter-Sonne" steigt die scheinbare Helligkeit der Mondoberfläche überraschend stark an. Mit Hilfe von mathematischen Modellen und Messungen an mondähnlichen Gesteinsproben versuchen Forscher des Berliner DLR-Instituts für Weltraumsensorik und Planetenerkundung den Ursachen des Effekts auf die Spur zu kommen.

Einen weiteren interessanten Aspekt bieten diese Schattenspiele im Weltall für die Untersuchung der Oberflächenbeschaffenheit von Himmelskörpern. Infrarotmessungen zeigen, daß die Mondoberfläche während der Finsternis überraschend schnell abkühlt. Schon früh wurde daraus gefolgert, daß die Mondoberfläche nicht aus massivem Fels bestehen kann, sondern mit einer mächtigen Staubschicht, in der Fachsprache als Regolith bezeichnet, bedeckt sein muß. Heute liefern die gemessenen Werte für die sogenannte "Thermische Trägheit" des Mondbodens einen wichtigen Standard für vergleichbare Untersuchungen an anderen Himmelskörpern. So kann zum Beispiel die Dicke von Regolithschichten auf Asteroiden abgeschätzt werden – auch ein Gebiet, auf dem die Berliner Planetenforscher aktiv sind.

Siehe auch

  • Spektrum Ticker vom 20.8.1998
    "Dünne Luft"
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