Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Die Highlights der zweiten Oktoberhälfte
Am 25. Oktober ist wieder Vollmond und somit Zeit, sich den helleren Objekten am Himmel zuzuwenden. Kurz davor, am 23. Oktober, ist wieder der Lichteffekt des Goldenen Henkels in der zweiten Nachthälfte auf dem Mond zu sehen. Der Mond steht zu diesem Zeitpunkt am Westhorizont im Sternbild Wassermann. Einige Tage später ist er bis in den Stier gewandert und bedeckt dort am 29. Oktober den hellen Stern Aldebaran. Die Bedeckung dauert ziemlich genau eine Stunde, bis Aldebaran wieder am rechten Mondrand auftaucht, an dem der Mond auch schon etwas "angeknabbert" ist. Die Bedeckung ist besonders spektakulär, da sein Weg genau über den unteren Ast der Hyaden führt. Die Hyaden bilden einen v-förmigen offenen Sternhaufen auf der Stirn des Stiers. Somit werden vor Aldebaran auch die Sterne Gamma und Theta Tauri bedeckt.
Das gesamte Schauspiel würde um rund 16:40 Uhr MESZ bei Gamma Tauri beginnen. Allerdings ist es auf unserem Erdteil zu dieser Zeit noch hell, und der Mond steht für uns auch noch unter dem Horizont. Er zeigt sich erst ab etwa 21:00 Uhr MESZ kurz vor der Aldebaran-Bedeckung, die dann um 22:50 Uhr MESZ beginnt.
Obwohl Merkur bereits wieder zu nah an der Sonne steht, zeigen sich frühmorgens um etwa 4 Uhr die Planeten Mars, Venus und Jupiter am Osthorizont eng zusammen unter dem Löwen und bieten immer noch ein tolles Bild für Frühaufsteher.
Zu den Asteroiden (4) Vesta und (15) Eunomia hat sich ein weiteres sichtbares Objekt hinzugesellt: (29) Amphitrite ist zurzeit 8,8 mag hell und wird in der nächsten Zeit noch an Helligkeit zulegen. Der Asteroid befindet sich genau zwischen den Fischen und dem Widder, der eigentlich direkt darauf zeigt.
Wenn Sie in den nächsten Nächten einige Sternschnuppen sehen, so könnten sie zu den Orioniden gehören. Diese durchlaufen ihr Maximum am 22. Oktober mit relativ unspektakulären 23 Sternschnuppen pro Stunde; statistisch könnte man also alle zwei Minuten eine davon erspähen.
Weitere interessante Objekte sind die offenen Sternhaufen in der Region um Stier, Fuhrmann und Zwillinge. Sie lohnen sich besonders für das Fernglas oder für kleinere Teleskope. Angefangen bei den auffälligen Plejaden über NGC 1647 und NGC 1746 im Stier, weiter mit der Kette von Messier 36/37/38 im Fuhrmann bis hin zu Messier 35 am Fuß der Zwillinge. Aber Achtung! Zum Ende des Monats steht der fast noch volle Mond genau an dieser Stelle. Also lieber einige Tage vorher oder danach schauen.
Es gibt sie nicht mehr oft, aber ab und zu stößt man noch auf Gebiete, in denen Amateure den professionellen Astronomen helfen können. Meistens sind es auch sehr einfache Beobachtungen, deren Vorteil schlicht die Masse an einzelnen Werten ist. Die Sternbedeckungen durch Asteroiden sind so ein Fall oder auch die Beobachtung veränderlicher Sterne. Davon gibt es eine ganze Menge am Himmel, und sie kommen in vielen unterschiedlichen Varianten vor. So ziemlich der älteste bekannte Veränderliche dürfte Algol sein, das Auge der Medusa im Sternbild Perseus, früher auch "Teufelsstern" genannt. Sterne waren etwas Göttliches und somit Perfektes. Wenn einer davon seine Helligkeit veränderte, so musste dies also mit dem Teufel zu tun haben. In Wirklichkeit ist Algol ein so genannter Bedeckungsveränderlicher. Ein enger Doppelstern, bei dem sich die beiden Komponenten von uns aus gesehen wechselweise bedecken.
Vergleicht man die Helligkeit zu verschiedenen Zeiten mit anderen Fixsternen, so erhält man eine Lichtkurve, aus der sich die Periode beziehungsweise die Umlaufgeschwindigkeiten der Sterne umeinander ermitteln lassen. Eine Sonderform dieser Art von Veränderlichen ist Beta Lyrae im Sternbild Leier. Die beiden Sterne sind sich hier so nahe, dass sie sich fast berühren. Dabei treten extreme Phänomene auf. Sie tauschen zum Beispiel Materie untereinander aus und werden durch die starken Gezeitenkräfte verformt.
Eine andere Art Bedeckungsveränderlicher ist Epsilon Aurigae im Fuhrmann, rechts neben Kapella. Er wird etwa alle 27 Jahre von einer Staubscheibe bedeckt, die ihn umkreist und in der ein kleinerer Stern verborgen ist. Noch eine andere Variante eines veränderlichen Sterns ist Mira im Sternbild Walfisch. Die Spitze der Fische zeigt genau darauf. Mira pulsiert, das heißt, er verändert periodisch seine Größe auf Grund von inneren Vorgängen, die ihn in Schwingungen versetzen. Alle diese Veränderlichen lassen sich zurzeit am Himmel beobachten, und es gibt noch viele mehr zu entdecken. Erstellen Sie doch mal Ihre eigene Lichtkurve, und treten Sie in die Fußstapfen großer Astronomen wie Hans Ludendorff oder Johannes Hevelius. Hier gibt es eine kleine Liste weiterer veränderlicher Sterne. Das reicht Ihnen noch nicht? Kein Problem, der große General Catalogue of Variable Stars, herausgegeben vom Institute of Astronomy of the Russian Academy of Sciences und dem Sternberg State Astronomical Institute of the Moscow State University, sollte Ihre Wünsche befriedigen.
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