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Kontrollierter Absturz: Mondsonde Kaguya beendet Mission mit einem Knall

Aufschlagpunkt der Sonde | Der Aufschlagpunkt der Sonde liegt auf der der Erde zugewandten Seite des Mondes bei den Koordinaten 80,4 Grad Ost, 65,5 Grad Süd und damit sehr nah an der vorberechneten Position. Der geplante Einschlagpunkt wurde zuvor im Internet bekannt gegeben, woraufhin viele Astronomen ihre Teleskope auf die Region ausrichteten.
Der japanische Orbiter Kaguya, der seit Oktober 2007 den Mond untersucht hat, ist in der vergangenen Woche zum Ende seiner Mission kontrolliert zum Absturz gebracht worden. Nach Angaben der japanischen Weltraumbehörde JAXA schlug er am Mittwoch um 20:25 Uhr MESZ auf der Oberfläche des Mondes ein. Einigen Teleskopen auf der Erde gelang es erfolgreich, den schwachen Lichtblitz des Aufschlags im Infraroten einzufangen.

Schematische Darstellung der Kaguya-Mission | Kaguya (SELENE) startete am 14. September 2007 – durch technische Probleme zwei Jahre nach dem ursprünglich geplanten Datum – vom Tanegashima Space Center aus in einen ersten Orbit um die Erde. Diesen verließ die Sonde aus eigener Antriebskraft. Am 3. Oktober erreichte sie den Mond und 16 Tage später ihre stationäre Umlaufbahn. Zuvor setzte sie zwei kleinere Satelliten ab. Einer von ihnen diente als Relais zur Kommunikation mit der Erde, wenn sich der Orbiter auf der Rückseite des Mondes befand. Der andere diente als Vergleichspunkt, um die genaue Bewegung des Orbiters und damit das Gravitationsfeld des Mondes zu vermessen. Am 5. Juni 2009 gab die JAXA bekannt, man arbeite nun an den finalen Anweisungen an die Sonde für den geplanten Absturz. Dieser erfolgte wie geplant am 10. Juni.
Die nach der Mondprinzessin aus einer japanischen Erzählung benannte Sonde (offizieller Name des Gesamtprojekts: SELENE) war das aufwändigste Unternehmen zur Erkundung des Erdtrabanten seit dem Flug der sowjetischen Sonde Luna 24 im Jahre 1976. Aus einer Umlaufbahn in 100 Kilometern Höhe vermaß der drei Tonnen schwere Orbiter den Mond mit bisher unerreichter Genauigkeit. Neben Bild-, Gelände- und mineralogischen Daten der Oberfläche wurden auch das Magnet- und Gravitationsfeld des Himmelskörpers erstmals präzise erfasst. Neu entdeckt wurde unter anderem, dass der Mond noch bis vor 2,5 Milliarden Jahren vulkanisch aktiv war.

Bekannt wurde die Sonde ebenfalls mit dem hochaufgelösten Videomaterial, das von ihrer speziell zu Zwecken der Öffentlichkeitsarbeit installierten HDTV-Kamera eingefangen wurde.

Das Nachfolgeprojekt SELENE-2 befindet sich bereits in Vorbereitung und soll nach bisherigen Plänen der JAXA 2012 starten. Nachdem bei der ersten Mission lediglich Messungen aus der Ferne möglich waren, soll die neue Sonde mit einem mobilen Lander sowie mehreren Eindringsonden bestückt werden, um bessere Daten über Oberfläche und Entstehung des Mondes zu erhalten.

Ralf Strobel

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