Dzud: Extremwetter sorgt für humanitäre Notlage in der Mongolei
Ein Wetterphänomen namens Dzud bedroht durch extreme Kälte und Schneefälle die Lebensgrundlage von hunderttausenden Menschen in der Mongolei. Nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) befinden sich durch starke Schneefälle und eisige Bedingungen mehr als 150 000 Menschen seit Wochen in einer humanitären Notlage.
Besonders trifft die Krise rund 190 000 Haushalte, die von der Viehzucht leben. Wie mongolische Behörden mitteilen, sind in diesem Winter bereits mehr als 1,5 Millionen Nutztiere verendet, davon allein rund 800 000 in den vergangenen fünf Tagen. Neben dem Tod ihrer Tiere hätten die Einwohner Futtermangel und die inflationsgetriebene Teuerung von Lebensmitteln und Treibstoff zu verkraften, was bereits die Vorbereitung auf den sich ankündigenden harten Winter erschwert habe. Inzwischen werde auch die Versorgung vieler abgelegener Gebiete durch tief verschneite Straßen und Pässe unmöglich gemacht.
Auslöser der Krise ist ein Wetterphänomen, das das Land in diesem Winter zum zweiten Mal in Folge trifft – diesmal jedoch mit besonderer Härte. Laut dem mongolischen Wetterdienst sind 90 Prozent der Landfläche vom so genannten Weißen und Eisernen Dzud erfasst. Ein Weißer Dzud liegt vor, wenn die Weideflächen unter einer dicken Schneeschicht von mindestens 22 Zentimetern liegen, der Name Eiserner Dzud bezieht sich auf gefrorene Weidegebiete. Die vom Dzud verschonte Fläche befindet sich in der Wüste Gobi, wo ohnehin keine Weidewirtschaft möglich ist.
Die UNESCO nennt mehrere Faktoren für die außergewöhnliche Schwere des diesjährigen Dzud-Ereignisses. Darunter: heftige Schneestürme im November 2023, überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen im Dezember 2023, Tiefsttemperaturen von minus 47 Grad Celsius im Januar, verbreitet Schneehöhen von bis zu 60 Zentimetern. Eine Tauwetterphase gefolgt von starkem Frost führte zu den eisigen Bedingungen, wie sie für den Eisernen Dzud kennzeichnend sind.
Erschwerend komme hinzu, dass die Qualität der Weidegebiete seit Jahrzehnten abnehme. Inzwischen seien gut drei Viertel der Weiden degradiert, was die Hirten anfällig für die Schäden durch Naturereignisse macht. Vielfach seien die Flächen überweidet. Den Grund sehen Fachleute im Klimawandel, durch den sich die Wettermuster in der Region ändern. Zudem seien die Umweltschutzbestimmungen im Land ungeeignet, um die fortschreitende Verschlechterung des Weidelands aufzuhalten.
Trockenheit im Sommer 2023 verhinderte, dass sich die Tiere eine Fettschicht anfraßen, von der sie unter den harten winterlichen Bedingungen länger hätten zehren können.
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