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Moore: Eingeschleppter Pilz bedroht bayerische Latschen

Eine aus Nordamerika stammende Pflanzenkrankheit befällt Nadelbäume in Bayern und sorgt für ihr Absterben. Trockenperioden verschärfen die Situation noch.
Auf einem Moorstandort in Bayern wachsen Nadelbäume, von denen einige bereits kahle Stellen haben oder abgestorben sind. Das Bild wurde bei Sonnenschein mit blauem Himmel gemacht.
In Bayern breitet sich eine Pflanzenkrankheit aus, die Nadelbäume betrifft und sie zum Absterben bringt wie hier an diesem Moorstandort.

Eingeschleppte Pilzkrankheiten gehören zu den stärksten und am schwersten zu bekämpfenden Risiken für einheimische Pflanzen und Tiere. Deshalb sind Experten besorgt, dass eine weitere derartige Seuche in Deutschland um sich greift: Der ursprüngliche nordamerikanische Pilz Lecanosticta acicola befällt in Südbayern Spirken und Latschen und bringt sie zum Absterben. Um mehr über die Krankheit zu erfahren, startet die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft ein Forschungsprogramm, das zuerst die genaue Verbreitung der Pilzkrankheit erfassen soll.

Spirken und Latschen sind Unterarten der Bergkiefer (Pinus mugo) und wichtige Bestandteile von Hochmoor- oder subalpinen Ökosystemen, wo sie oft als einzige Bäume wachsen. Nachdem sie der Pilz infiziert hat, verfärben sich erst einzelne Nadeln gelb und schließlich braun, bis sie abfallen. Im Lauf der Zeit verkahlen diese Kiefern komplett und sterben schließlich ab. Bei intensivem Befall verenden teilweise ganze Bestände und zurück bleiben blanke Gerippe.

Erstmals nachgewiesen wurde der Pilz in Deutschland schon 1994 an einer Kiefer in einem Garten im oberbayerischen Murnau; im Jahr 2000 gelang der Erstnachweis in der Natur in einem Moor am Chiemsee. Der Erreger kam wahrscheinlich mit Holz- oder Zierpflanzenimporten aus Nordamerika nach Europa. Warum sich der Erreger in den letzten Jahren stärker ausgebreitet hat, ist unbekannt. Fachleute schließen einen Zusammenhang mit den starken Dürreperioden in den letzten Jahren nicht aus: Trockenheit schwächt die Bäume, die auf üblicherweise sehr feuchten und sauren Standorten wachsen und macht sie anfälliger für Infektionen. Wird es anschließend wieder feuchter, finden die Pilze beste Wachstumsbedingungen.

Inzwischen greift die Erkrankung nicht nur in Hochmooren, sondern auch in den Alpentälern, im Isarursprungstal im Karwendel und im Wimbachgries im Nationalpark Berchtesgaden bei den Latschenkiefern um sich. Ein Gegenmittel ist bislang nicht bekannt. Damit teilen die Latschen und Spirken das Schicksal der Esche, die ebenfalls von einem eingeschleppten Pilz bedroht wird. Der wahrscheinlich aus Japan stammende Schlauchpilz Hymenoscyphus pseudoalbidus breitet sich seit 1992 in Europa aus und lässt Eschen großflächig absterben.

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