Direkt zum Inhalt

Klimawandel: Moosartiges Tropentier erobert den Norden

Moostierchen bilden normalerweise in warmen Gewässern ihre dichten Kolonien. Doch nun scheinen sie sich auch vor Alaska heimisch zu fühlen. Der Erderwärmung zum Dank.
Mosstierchen der Art Bugula neritina

Wie sie nach Alaska gelangt sind, wissen Biologen noch nicht – aber nun sind sie eben da. Dafür belegen die Moostierchen der Art Bugula neritina, dass sich das Klima und das Meer im hohen Norden ändert. Denn eigentlich sind die Vertreter dieser urtümlichen Tierfamilie in wärmeren Gewässern des Südens beheimatet. In den letzten Jahren haben sie sich jedoch im Süden Alaskas ebenfalls erfolgreich angesiedelt, wie Laura Jurgens vom Smithsonian Environmental Research Center und ihr Team in »BioInvasions Records« berichten. Die Biologen hatten mit Hilfe von Hobbyforschern Kunststoffplatten ins Meer vor der kleinen Küstenstadt Ketchikan gehängt und beobachtet, welche Tiere sich darauf ansiedeln.

Besonders interessiert waren die Wissenschaftler an Arten, die an Schiffsrümpfen haften und dadurch weltweit in neue Lebensräume verfrachtet werden können, wo sie oft einheimische Arten verdrängen und wirtschaftliche Schäden verursachen. Alaskas Gewässer wiesen bislang verglichen mit anderen Regionen Nordamerikas relativ wenige invasive Spezies auf und gelten als noch relativ unverändert. Doch die Erwärmung der Ozeane sorgt dafür, dass vermehrt exotische Arten nach dem Einschleppen überleben und sich vermehren. Das gilt beispielsweise für Bugula neritina, das in kalifornischen Gewässern weit verbreitet ist, aber so weit nördlich zuvor noch nicht nachgewiesen wurde. »Die Tiere fallen auf: Sie sind die einzigen rötlichen oder lila gefärbten Lebewesen in einem Wald aus braunen Tönen«, beschreibt Jurgens, wie auffällig der neue Siedler ist. Sie besiedeln jede harte Oberfläche in riesigen Kolonien und filtern dabei Nährstoffe aus dem Meer. Neben den Moostierchen wiesen die Biologen zudem noch zwei Seescheidenarten – aus dem Unterstamm der Manteltiere – nach, die ebenfalls eigentlich wärmere Meeresregionen bevorzugen.

Die Ökologen befürchten, dass diese Tiere die marinen Ökosysteme Alaskas tief greifend verändern und sich vor allem noch weiter ausbreiten können. Ketchikan ist eine Art Tor in den Norden und wird von Schiffen aus dem Süden angesteuert, die weiter in die Arktis wollen. Im Hafen könnten diese dann die invasiven Arten aufnehmen und weiter verfrachten. Eine der beobachteten Seescheidenspezies wurde vor Ort erstmals 2010 nachgewiesen, seitdem habe sie sich deutlich ausgebreitet, so die Forscher.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.