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Chemische Ökologie: Moose locken Springschwänze mit Duftstoffen

Springschwanz im Moos

Tiere als Vehikel für Keimzellen zu nutzen, gehört zu den Erfolgskonzepten der höheren Pflanzen. Moose hingegen, so dachte man lange Zeit, seien dafür noch immer auf Wasser angewiesen: Die männlichen begeißelten Gameten brauchen einen Feuchtigkeitsfilm, um darin zu den Eizellen zu "schwimmen". Im Jahr 2006 entdeckten Forscher dann überrascht, dass Moose in Sachen Keimzellentransport auch auf Arthropoden setzen: Die "alten Freunde" wie Springschwänze und Milben verfrachten ebenfalls Spermatozoiden in den ausgedehnten Moospolstern. Nun zeigen Sarah Eppley von der Portland State University und ihre Kollegen, dass die kleinen grünen Bodenbewohner ihre winzigen Transporteure ganz genauso mit chemischen Tricks locken wie die große Verwandtschaft.

Springschwanz im Moos | Moose nutzen Springschwänze als Transporteure für ihre Keimzellen. Um sie anzulocken, nutzen sie offenbar flüchtige organische Verbindungen.

Die Wissenschaftler ermittelten per Gaschromatografie, welche flüchtigen organischen Substanzen von unverletzten und gerade fortpflanzungsbereiten weiblichen und männlichen Individuen des Purpurstieligen Hornzahnmooses (Ceratodon purpureus) abgegeben werden. Viele der Substanzen erwiesen sich als alte Bekannte aus Untersuchungen an höheren Pflanzen. Auffällig war zudem nicht nur der deutliche Unterschied im Repertoire zwischen den Geschlechtern, sondern auch im Engagement: Die weiblichen Pflanzen legten sich mit etwa 100 nachgewiesenen Verbindungen weit mehr ins Zeug als ihre männlichen Gegenstücke, die sich mit etwa 30 begnügten.

Im Experiment steigerten Springschwänze nicht nur deutlich den Fortpflanzungserfolg, sie zeigten auch eine deutliche Vorliebe für die weiblichen Düfte – was die Forscher mit der ungleichen Verteilung der Geschlechter in den Populationen erklären: Dort überwiegen die weiblichen Pflanzen bei Weitem, weshalb es aus weiblicher Sicht schwieriger ist, einen männlichen Partner zu finden, als umgekehrt. Es lohne sich daher für die weiblichen Pflanzen, mehr in die Lockstoffe für die Transporteure zu investieren, um so an die begehrten Spermatozoiden zu kommen. Möglich sei aber auch, dass unterschiedliche Belohnungen für die tierischen Helfer die Präferenzen prägten. Um dies abschließend zu klären, müsste erst noch mehr über die Zusammensetzung und die Mengen der produzierten Duftstoffe bekannt sein.

Das Blüten-Bestäuber-System der höheren Pflanzen bekommt damit uralte Konkurrenz: Moose und Arthropoden gehören zu den frühesten Landbewohnern. Wie ausgereift diese erst kürzlich erkannte Zusammenarbeit der beiden Tier- und Pflanzengruppen ist, müssen nun weitere Untersuchungen zeigen.

  • Quellen
Nature 10.1038/nature11330, 2012

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