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Feinstaub: Mopeds sind wahre "Superverschmutzer"

Sie stellen nur einen kleinen Teil der Fahrzeugflotte und können doch für einen Großteil der Luftverschmutzung verantwortlich sein: Mopeds haben eine katastrophale Umweltbilanz.

Sie gelten als praktische und günstige Alternative zu Autos, doch um ihre Umwelteigenschaften ist es schlecht bestellt. Mopeds mit Zweitaktmotoren sind in manchen Städten Hauptschuldtragende an der verkehrsbedingten Luftverschmutzung durch Feinstaub. Der Grund: Die bislang von strengen Umweltauflagen verschonten Zweiräder stoßen unverhältnismäßig viele gesundheitsgefährdende Schadstoffe aus.

Das geht aus einer Studie von Wissenschaftlern des Schweizer Paul-Scherrer-Instituts hervor. Ein Team um André Prévôt hat dazu Motorroller untersucht, die der derzeit gültigen Euro-2-Norm entsprechen. Eine eigens gebaute Smogkammer ermöglichte es ihnen, die unter realistischen Fahrtbedingungen produzierten Abgase chemisch zu analysieren.

Moped bei der Abgasuntersuchung | In einer eigens entwickelten Smogkammer testeten die Forscher handelsübliche Gefährte mit Zweitaktmotoren. Dazu simulierten sie auch den Einfluss der Atmosphäre und des UV-Lichts auf die Abgase.

Wie sich zeigte, stoßen die Fahrzeuge große Mengen von organischen Aerosolen aus, die als Belastung für die Gesundheit gelten und den Löwenanteil des städtischen Feinstaubs ausmachen. Zudem maßen die Forscher aromatische Kohlenwasserstoffe, die durch chemische Reaktionen an der Luft in sekundäre organische Aerosole umgewandelt werden und ebenfalls typische Bestandteile des Feinstaubs sind. Auch emittierten Mopeds Stoffe, aus denen schädliche reaktive Sauerstoffspezies entstünden, schreiben Prévôt und Kollegen.

Bis zu 90 Prozent Anteil an der Luftverschmutzung

Die Ansicht, dass Autos und Lastwagen am städtischen Smog die Hauptschuld tragen, müsse für bestimmte Regionen Asiens, Afrikas und Südeuropas revidiert werden, so die Forscher. In Bangkok beispielsweise entfielen nur zehn Prozent des Treibstoffverbrauchs auf die Zweitakter, die aber 60 Prozent der Emissionen organischer Aerosole verursachten – nach konservativer Schätzung. Mitunter könnte der Anteil auch bei 90 Prozent liegen.

Dass Zweitaktmotoren auf Grund der schlechten Treibstoffverbrennung und weiterer Faktoren eine mangelhafte Umweltbilanz aufweisen, ist zwar schon länger bekannt. Mit ihrer Studie können Prévôt und Kollegen nun jedoch das Ausmaß der Belastung durch die Roller klar beziffern.

Rollerverbot reduzierte Feinstaubbelastung drastisch

Wie wirksam es ist, das Motorrollerfahren einzuschränken, zeigen Beobachtungen aus der chinesischen Stadt Guangzhou: Die Behörden verboten die Zweitakter im Jahr 2005. Seitdem ging die Feinstaubbelastung um 80 Prozent zurück.

In Deutschland gilt für Kleinkrafträder derzeit die Euro-2-Norm. Die nachfolgende Euro-4-Norm soll erst im Jahr 2017 verpflichtend werden. Noch deutlich umweltverträglicher wären Elektroroller, schlagen die Wissenschaftler vor. Diese Gefährte seien bereits auf dem Markt und würden auch in puncto Lärmbelastung wesentlich besser abschneiden.

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