Raubtiere: Mosasaurier unterstreicht Ruf des »gefährlichsten« Ökosystems
Während der Kreidezeit war der Nordwesten Afrikas und der angrenzende Ozean eine der gefährlichsten Regionen der Erde. Zumindest deuten das Fossilienfunde aus Marokko an: In der Kem-Kem-Gruppe zwischen Marokko und Algerien gruben Paläontologen einige der größten Raubsaurier aus, welche die Wissenschaft kennt. Dazu kommen riesige Pterosaurier, die die Lüfte unsicher machten, und kräftige Krokodile, die neben Süßwasserhaien in den Flüssen und Seen der damals feuchten Sahara jagten. Und auch im Meer schwammen gewaltige Fleischfresser, wie der Fund einer neuen Mosasaurierart aus der Gegend belegt. Nicholas Longrich von der University of Bath und sein Team beschreiben Pluridens serpentis im Journal »Cretaceous Research«.
Bislang wurde kein komplettes Skelett der Tiere ausgegraben. Schädelreste deuten an, dass die Art mindestens fünf bis sechs Meter maß. Bestimmte Knochenfragmente vom restlichen Körper legen zudem nahe, dass solche Mosasaurier vielleicht sogar zehn Meter und länger wurden. Verglichen mit verwandten Arten besaß Pluridens serpentis jedoch relativ kleine Augen, während zahlreiche winzige Kanäle im Knochen der Schnauze auf andere gute Sinne hindeuten. Womöglich nahmen sie ähnlich wie Seeschlangen chemische Signale im Wasser gut auf oder erkannten geringe Änderungen im Wasserdruck, die auf Beute hindeuteten.
»Mosasaurier ähnelten äußerlich Walen und Delfinen. Es liegt also nahe, zu vermuten, dass sie sich wie diese verhielten. Sie sind aber eigentlich riesige Echsen. Sehr wahrscheinlich handelten sie daher auch wie Seeschlangen oder Warane«, sagt Longrich. Mit ihren kleinen Zähnen packten sie Tintenfische und ähnliche Beute, die sie nachts oder in tieferen, dunklen Wasserschichten jagten.
Pluridens serpentis ist die 13. Mosasaurierart, die aus der Zeit vor 72 bis 66 Millionen Jahren stammt und in Marokko ausgegraben wurde. Sie lebten mit großen Haien, Fleisch fressenden Plesiosauriern und Krokodilen im Schelfmeer vor der Küste. Es handelt sich dabei um eine einzigartige Dichte an Raubtieren, die weltweit bislang nur hier festgestellt wurde.
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