Artenvielfalt: Motten, Motten überall
Mindestens 10 000 Nachtfalterarten existieren wahrscheinlich im bolivianischen Madidi-Nationalpark, der ohnehin als eine der artenreichsten Regionen der Erde gilt. Das schätzen Entomologen um Fernando Guerra Serrudo von der Bolivian Faunal Collection nach einer Expedition in das Gebiet, das zahlreiche Ökosysteme vom feuchtheißen Amazonasregenwald im Tiefland bis zu Grassteppen in 5000 Metern Höhe umfasst. Unter anderem entdeckten sie eine Art, die ein Gift aus ihren Haaren freisetzt, wenn man den Körper berührt – bislang ein einzigartiges Beispiel für Nord- und Südamerika. Eine andere Spezies, die den Spitznamen Leopardenfalter trägt, besitzt schwarz gefleckte Flügel mit gelbem Grund. Nachtfalter haben in Bolivien mitunter einen schlechten Ruf. Unter dem Namen "taparaku" gelten sie als Todesboten: Verirren sie sich in ein Haus, so kündige sich der baldige Tod eines Angehörigen an, so der Aberglaube. Dabei sterben vor allem viele der Nachtfalter recht schnell, denn sie sollen sich als ausgewachsene Insekten nur fortpflanzen: Vielfach sind ihre Fresswerkzeuge unterentwickelt oder fehlen völlig.
Doch auch bei anderen Tiergruppen waren die Biologen im Park in den letzten Wochen erfolgreich. Unter anderem fischten sie drei bislang unbekannte Welsspezies aus den Gewässern Madidis und beobachteten eine Reptilienart, die wissenschaftlich wohl noch nicht beschrieben wurde. Eine Froschart erhielt sogar schon ihre offizielle Anerkennung als weiteres Mitglied der Amphibien. Da in den kommenden Wochen noch weitere Expeditionen in entlegene Gebiete des Parks folgen sollen, erwarten die Beteiligten noch zahlreiche Funde, die die Artenvielfalt der Region steigern.
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