News: Müheloses Gleiten auf kostbarem Grund
Bislang erzeugen Wissenschaftler Diamantschichten künstlich, indem sie winzige Diamantpartikel in einer Oberfläche verankern und ein kohlenstoffhaltiges Gas – etwa Methan oder Acetylen – mit Hilfe von Mikrowellen zersetzen. Die dabei freiwerdenden Kohlenstoffatome lagern sich an die Diamantkeime und bilden eine geschlossene Fläche. Das Problem dieses Verfahrens ist, dass die Oberflächen unregelmäßig und rau waren.
"Wir gehen im Unterschied dazu von einer anderen Modifikation des Kohlenstoffes, dem Graphit, aus", erläutert Hans Joachim Scheibe vom Forscherteam. Dieses Material werde explosionsartig verdampft und erzeuge energiereiche Kohlenstoffionen, die in die zu beschichtenden Oberfläche eindringen und sich fest verankern. "Dabei entsteht zwar keine geordnete Kristallschicht, doch ähnelt die Beschichtung stark dem Diamant und erreicht eine vergleichbare Dichte."
Zum Verdampfen des Graphits eignen sich Laserstrahlen sowie elektrische Lichtbögen. Während der teurere Laserbeschuss sehr gut gesteuert werden kann, brennen die effizienteren Lichtbögen nahezu unkontrolliert. Daher kombinierten die Forscher beide Methoden miteinander: "Dabei stellen wir mit einem Laserimpuls einen Lichtbogen auf der Kathodenoberfläche her – durch Verschiebung des Laserfokus beschichten wir dann die ganze Fläche", erklärt Scheibe.
Das Resultat ist eine Diamor-Schicht mit drei Vierteln der Härte eines Diamanten und einer sehr glatten Außenseite. Die Anwendungsmöglichkeiten der reibungsarmen Diamor-Beschichtung seien nahezu unbegrenzt, meint Scheibe. Weder Säuren noch Basen könnten derart behandelten Bauteilen schaden, überdies könnte ihnen, je nach Anforderung, elektrisch leitende oder isolierende Eigenschaften verliehen werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass der in geringen Mengen entstehende Abrieb aus harmlosem Kohlenstaub besteht.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 26.6.1999
"Auf dem Weg zu großen Diamantschichten" - Spektrum Ticker vom 18.9.1999
"Billige Diamanten"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 15.9.1999
"Der Diamant aus dem 'Ei'"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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