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Mecklenburg-Vorpommern: Münzen schlummerten jahrhundertelang unter Kirchenfußboden

Münzen schlummerten jahrhundertelang unter Kirchenfußboden

Nicht jede Münzspende landete auch immer im Klingelbeutel – aber manches Mal unter dem Fußboden der Kirche. An ebenjener Stelle haben Archäologen in der St.-Georgs-Kirche des vorpommerschen Lüdershagen rund 300 Münzen aufgelesen. Offenbar waren sie seit Erbauung des Gotteshauses im 13. Jahrhundert bei der Kollekte zwischen die Ritzen des Fußbodens gefallen und so der Kirchenkasse entwischt.

Kleingeld ... | ... aus fünf Jahrhunderten, das Archäologen unter dem Fußboden der Lüdenshagener Dorfkirche entdeckten. Die beiden Stralsunder Hohlpfennige aus Silber (links) stammen aus dem 14. Jahrhundert. Daneben liegen zirka 400 Jahre jüngere Rostocker Scheidemünzen aus Kupfer und darunter zwei pommersche Doppelschillinge aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Wie der Archäologe Detlef Jantzen vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege in Schwerin erklärt, lagen die Münzen in der Sandbettung unter dem Ziegelboden, der im Zuge von Restaurierungsarbeiten vollständig entfernt wurde. Bislang fanden sich insgesamt 276 Geldstücke, die aus verschiedenen Regionen Nordeuropas und aus Norddeutschland stammen. "Zu den Funden zählen dänische Schillinge, die zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs (1618 – 1648) sehr weit verbreitet waren, aber auch Münzen aus Stargard, Lübeck, Wolgast oder dem heute polnischen Stettin", berichtet Jantzen. "Lüdershagen liegt an einer alten Handelsroute – das erklärt, warum ein größerer Anteil der Prägungen von weit entfernten Orten hierher kam", so der Archäologe weiter. Vermutlich waren unter den Kirchgängern auch Handelsreisende gewesen.

Besonders erfreulich sei der Fund eines silbernen Hohlpfennigs aus dem Jahr 1360, dessen Prägeserie bislang völlig unbekannt war. Die Münzen aus Lüdershagen wurden zwischen dem späten 13. und 18. Jahrhundert gepresst – ob noch jüngere oder ältere Prägungen darunter sind, lässt sich aber erst nach Abschluss der Arbeiten sagen.

Dass sich derart viele Geldstücke unter dem Kirchenboden fanden, ist nach Ansicht von Jantzen keine Überraschung. "Wir kennen dieses Phänomen auch von anderen Kirchenbauten – egal aus was der Boden besteht, es gibt immer Ritzen und Fugen, in die verlorene Münzen rutschen." Wenn die Funde allerdings fachkundig geborgen und ausgewertet werden, lieferten sie auch reichlich Informationen – etwa über die Herkunft der Kirchenbesucher und ihren sozialen Status oder über den Umlauf verschiedener Prägungen in Nordeuropa.

Erst im vergangenen Jahr entdeckten Archäologen in Mecklenburg-Vorpommern einen großen Münzschatz. Auf einem Acker bei Weltzin stießen sie auf zirka 280 Geldstücke aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die vermutlich während des Dreißigjährigen Kriegs dort verscharrt wurden.

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