England im 18. Jahrhundert: Mütter stillten weniger während der Industrialisierung
Muttermilch ist gesund – stärkt sie doch das Immunsystem des Säuglings. Als im Zuge der industriellen Revolution gegen Ende des 18. Jahrhunderts neben Männern auch Frauen verstärkt in die Fabrik gingen, scheinen die Kinder in der Folge nur noch selten in den Genuss der mütterlichen Nahrungsfürsorge gekommen zu sein. Denn wie jüngst eine Studie ergab, wurden viele Säuglinge im industrialisierten England entweder wenig oder gar nicht gestillt.
Hierfür untersuchten die Archäologen Erika Nitsch und Robert Hedges von der University of Oxford zirka 170 bis 250 Jahre alte Skelettreste von 34 Kindern aus dem Londoner Stadtteil Spitalfields, die vor ihrem zweiten Geburtstag gestorben waren. Dabei nahmen die Forscher die im Kollagen der Rippen vorhandene Konzentration des Stickstoff-Isotops N-15 genauer unter die Lupe – dieses Nuklid gibt Aufschluss über den Proteingehalt der Nahrung. Das Ergebnis der Studie zeigte bei 16 von 34 Kindern eine für das Säuglingsalter sehr geringe N-15-Konzentration. Nitsch und Hedges schlossen daraus, dass die 16 Kleinkinder wenig oder gar nicht gestillt wurden – wahrscheinlich auf Grund der höheren Arbeitsbelastung und fehlender Zeit.
Dass dieser Zustand ein Gesundheitsrisiko für die Babys darstellte, hatten die Wissenschaftler bereits in zurückliegenden Untersuchungen herausgefunden: Die Sterblichkeit eines Säuglings kann in den ersten sechs Monaten um 50 Prozent, in einigen Fällen sogar um 90 Prozent höher sein, wenn das Kind mit fester Kost ernährt wurde. Diese enthält weniger Proteine und oft auch mehr krankheitserregende Keime. Obwohl die genaue Todesursache der Londoner Kinder ungeklärt bleibt, wiesen Nitsch und Hedges bei etwa der Hälfte eine eventuell lebensbedrohliche Mangelernährung nach, die infolge des zu frühen Abstillens eingetreten sein könnte.
Die Erfindung der Dampfmaschine Mitte des 18. Jahrhunderts war der Startschuss für die industrielle Revolution, die vor allem beim Aufbau der englischen Textilindustrie eingesetzt wurde. Die Arbeiter, unter ihnen oftmals Mütter und ihre Kinder, bezahlten den wirtschaftlichen Aufschwung jedoch auch mit einem körperlich harten Leben in kleinen Wohnungen unter schlechten hygienischen Bedingungen.
Daniel Koch
American Journal of Physical Anthropolgy, 2011, doi:10.1002/ajpa.21623
Hierfür untersuchten die Archäologen Erika Nitsch und Robert Hedges von der University of Oxford zirka 170 bis 250 Jahre alte Skelettreste von 34 Kindern aus dem Londoner Stadtteil Spitalfields, die vor ihrem zweiten Geburtstag gestorben waren. Dabei nahmen die Forscher die im Kollagen der Rippen vorhandene Konzentration des Stickstoff-Isotops N-15 genauer unter die Lupe – dieses Nuklid gibt Aufschluss über den Proteingehalt der Nahrung. Das Ergebnis der Studie zeigte bei 16 von 34 Kindern eine für das Säuglingsalter sehr geringe N-15-Konzentration. Nitsch und Hedges schlossen daraus, dass die 16 Kleinkinder wenig oder gar nicht gestillt wurden – wahrscheinlich auf Grund der höheren Arbeitsbelastung und fehlender Zeit.
Dass dieser Zustand ein Gesundheitsrisiko für die Babys darstellte, hatten die Wissenschaftler bereits in zurückliegenden Untersuchungen herausgefunden: Die Sterblichkeit eines Säuglings kann in den ersten sechs Monaten um 50 Prozent, in einigen Fällen sogar um 90 Prozent höher sein, wenn das Kind mit fester Kost ernährt wurde. Diese enthält weniger Proteine und oft auch mehr krankheitserregende Keime. Obwohl die genaue Todesursache der Londoner Kinder ungeklärt bleibt, wiesen Nitsch und Hedges bei etwa der Hälfte eine eventuell lebensbedrohliche Mangelernährung nach, die infolge des zu frühen Abstillens eingetreten sein könnte.
Die Erfindung der Dampfmaschine Mitte des 18. Jahrhunderts war der Startschuss für die industrielle Revolution, die vor allem beim Aufbau der englischen Textilindustrie eingesetzt wurde. Die Arbeiter, unter ihnen oftmals Mütter und ihre Kinder, bezahlten den wirtschaftlichen Aufschwung jedoch auch mit einem körperlich harten Leben in kleinen Wohnungen unter schlechten hygienischen Bedingungen.
Daniel Koch
American Journal of Physical Anthropolgy, 2011, doi:10.1002/ajpa.21623
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