News: Multiple Ursachen für Multiple Sklerose
"Man geht allgemein davon aus, dass man mehr Informationen aus der Analyse von frischen Läsionen gewinnen kann als aus dem vernarbten Gewebe, das man bei Autopsien vorfindet", erklärt Samuel K. Ludwin von der Queens University in Kingston, Ontario. Die Wissenschaftler um Lassmann untersuchten die Proben von 51 Patienten, an denen eine Biopsie durchgeführt wurde, um andere Krankheiten als MS auszuschließen, und von 32 Personen, die in Folge eines plötzlichen Aufflammens der Krankheit gestorben waren.
Die Ergebnisse ihrer Arbeit, die in der Juni-Ausgabe von Annals of Neurology veröffentlicht werden, weisen darauf hin, dass es verschiedene auslösende Faktoren für die Krankheit geben kann. "In diesem Gewebeproben konnten wir vier deutlich unterschiedliche Entmyelinisierungs-Muster entdecken, was vermuten lässt, dass erhebliche Unterschiede in der Pathogenese der Läsionen zwischen den einzelnen Patientengruppen existieren," sagt Lassmann. Dabei deuten zwei Muster auf eine Autoimmunkrankheit hin, während in den anderen beiden anscheinend Viren oder Gifte eine Rolle spielen.
Eine wichtige Konsequenz der vermuteten Unterteilung ist, dass Medikamente und Behandlungsmethoden, die einem Patienten helfen, einem anderen schaden könnten. "Neben den entzündungshemmenden und immunmodulierenden Therapien müsste die Behandlung auf den jeweiligen zurechtgeschnitten werden," meint der Wissenschaftler. Ein Ziel seiner Arbeitsgruppe ist daher, die klinischen und radiologischen Merkmale der einzelnen Gruppierungen zu bestimmen, so dass Mediziner Patienten zuordnen können, ohne Biopsien durchführen zu müssen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 3.8.1999
"Ein neuer Mantel für die Nerven" - Spektrum Ticker vom 14.9.1999
"Verdacht entkräftet"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 20.11.1998
"Erfolge gegen Multiple Sklerose"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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