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Welttuberkulosetag: Multiresistente Tuberkulose auf dem Vormarsch

Tuberkulose bleibt ein weltweites ernstes Gesundheitsproblem, vor allem für Kinder und HIV-Infizierte. Insbesondere die Zunahme multiresistenter Stämme erschwert die Bekämpfung.
Tuberkulosebakterien

Mit 8,6 Millionen Erkrankten, davon eine halbe Million Kinder, und 1,3 Millionen Todesfällen im Jahr 2012 steht Tuberkulose an Platz 2 der tödlichen Einzelinfektionskrankheiten – nach HIV. Weltweit gehen die Zahlen zwar zurück, weshalb die Weltgesundheitsorganisation WHO darauf hofft, das Millenniumsziel einhalten zu können: die Ausbreitung der Krankheit bis 2015 zu stoppen. Doch die Abnahme verlangsamt sich, während die Zahl von Infektionen mit multiresistenten Erregern steigt. Deren Therapie, sofern sie überhaupt erkannt werden, ist jedoch deutlich teurer und aufwändiger sowie mit stärkeren Nebenwirkungen verbunden. Eine Studie, die auf Basis von Modellrechnungen die Zahl der Kinder mit Tuberkulose schätzt, kommt sogar auf noch höhere Zahlen: Ihr zufolge sind knapp eine Million Kinder erkrankt, über 30 000 davon leiden an einer multiresistenten Form, erklären Forscher um Mercedes Becerra von der Harvard Medical School.

Der Welttuberkulosetag steht im Jahr 2014 unter dem Motto "Reach the three million": Experten der WHO schätzen, dass etwa drei Millionen Tuberkulosepatienten weltweit nicht ausreichend versorgt werden. Eine verzögerte oder ungeeignete Therapie fördert jedoch das Risiko, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet und die Erreger Resistenzen entwickeln. Vor allem betroffen sind Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen. So leben die meisten neu Erkrankten in Asien, die höchste Zahl an Erkrankten pro Einwohner weist jedoch Afrika südlich der Sahara auf. Dort wirkt sich besonders die tödliche Kombination mit einer HIV-Infektion aus: Für HIV-Infizierte liegt das Risiko einer Tuberkuloseerkrankung nach einer Ansteckung 30 Mal so hoch.

Problem Multiresistenz

Ein großes Problem ist die Entwicklung von Resistenzen: Gemäß WHO entwickelten etwa 450 000 Menschen eine multiresistente Tuberkulose, mehr als die Hälfte davon lebten in Indien, China und Russland. Experten schätzen, dass knapp zehn Prozent der Betroffenen sogar an einer so genannten extensiv-resistenten Tuberkulose leiden, bei der auch Medikamente der zweiten Linie nicht mehr greifen. Bei den multiresistenten Formen ist eine genaue Diagnostik entscheidend, doch gerade in ärmeren Ländern fehlen hierfür oft die Mittel, teilweise sogar die Labors, so dass die Proben in Nachbarländern untersucht werden müssen. Abhilfe soll das Projekt "Expand-TB" schaffen, das in den teilnehmenden 27 Ländern die Einrichtung von Labors und moderner Diagnostik unterstützt. Tatsächlich habe sich die Zahl der diagnostizierten multiresistenten Varianten seit 2009 in diesen Ländern verdreifacht und damit die richtige Behandlung mit entsprechend anderen Medikamenten ermöglicht, so die WHO.

In Deutschland ist die Gefahr, sich mit Tuberkulose zu infizieren, insgesamt zwar gering – ein Grund, warum die Impfung schon seit 1998 nicht mehr empfohlen wird, zumal auch die Wirksamkeit umstritten ist. Doch der langjährige Rückgang hat sich immer weiter verlangsamtGemäß der letzten Zahlen von 2012 erkrankten hierzulande 4220 Menschen, darunter 178 Kinder unter 15 Jahren. Ihre Zahl blieb damit zum Vorjahr konstant, während sie seit 2009 noch zugenommen hatte. Aber auch in Deutschland werden mehr multiresistente Varianten registriert: 65 Menschen (2,3 Prozent) waren davon betroffen – im Mittel der fünf Jahre zuvor waren es nur 1,9 Prozent. Fast vier Fünftel der Erkrankten leiden an offener Tuberkulose, sie können also beim Husten andere infizieren, weil sie dabei auch Keime freisetzen.

Neue Medikamente, aber kein neuer Impfstoff

Besondere Brennpunkte sind – wie auch weltweit – unter anderem Gefängnisse: Hier liegt die Quote einer diagnostizierten Tuberkulose um ein Mehrfaches über der in der Allgemeinbevölkerung. Allerdings darf bei Letzterer die Dunkelziffer nicht unterschätzt werden: Tuberkulose ist zwar meldepflichtig, wird aber nicht immer erkannt. Erhöht im Vergleich zum Durchschnitt ist die Zahl auch in Städten, was unter anderem auf die dort größere Zahl an Zuwanderern zurückgeführt wird. So vermeldet München beispielsweise eine doppelt so hohe Tuberkulosequote wie im Landesdurchschnitt (10 statt 5,2 Erkrankte pro 100 000 Einwohner), und statt der bundesweit im Schnitt 50 Prozent seien 80 Prozent der Betroffenen außerhalb Deutschlands geboren.

Im Kampf gegen Tuberkulose wurden nun für Europa erst vor wenigen Wochen zwei neue Medikamente zugelassen, Bedaquilin und Delamanid, die auch gegen multiresistente Formen helfen sollen. Bedaquilin bremst die Energiegewinnung der Tuberkel, während Delamanid die Herstellung von wichtigen Bausteinen für die Bakterienwand stört. Beide Medikamente sollten aber erst eingesetzt werden, wenn andere Therapien fehlschlagen. Auch ein neuer Impfstoff wird dringend gesucht, derzeit seien etwa 20 Kandidaten in verschiedenen Stadien der klinischen Erprobung, berichten Forscher um Markus Maeurer vom Karolinska-Institut in Schweden.

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