Altägyptische Einbalsamierung: Mumifizierung ein Jahrtausend früher als gedacht
Auf die Idee, die Körper ihrer Verstorbenen möglichst lange zu konservieren, sollen die Ägypter durch Anschauungsunterricht gekommen sein: Im trockenen Klima der Wüste erhalten sich Leichname auch schon ohne weiteres Zutun. Erst im Alten Reich etwa ab 2500 v. Chr. hingegen setzte die planvolle, immer ausgefeiltere Konservierung ein, lautete der bisherige Stand der Forschung.
Doch dem widersprechen nun Forscher um Stephen Buckley von der University of York. Ihre chemische Analyse von Leichentextilien aus der Zeit von 4500 v. Chr. bis 3350 v. Chr. offenbarte, dass die Ägypter bereits zu diesem frühen Zeitpunkt Einbalsamierungsmittel verwendeten. Das verschiebt den Beginn der planvollen Leichenpräparation auf die späte Jungsteinzeit und die Kupfersteinzeit.
Die Forscher untersuchten Funde aus den einfachen ovalen Gräbern aus Mostagedda in Oberägypten. Die Bestatteten wurden von den Hinterbliebenen unter anderem in Leinen gewickelt, an denen sich eine harzartige Substanz ausmachen lässt. Mehr als 50 Proben untersuchten die Forscher jetzt auf ihre chemische Zusammensetzung. Ergebnis: Die Art der Inhaltsstoffe und das Mengenverhältnis ähnele bereits der von viel später genutzten Einbalsamierungsmitteln, schreiben die Forscher.
Es fanden sich unter anderem Pinienharz, aromatische Pflanzenextrakte und Pflanzengummi oder -zucker sowie tierische Fette in den Anhaftungen. Wegen ihrer antibakteriellen Wirkung hätten einige dieser Substanzen durchaus den Erhalt von Weichteilen begünstigen können, erklärt Buckley: "Wir schließen daraus, dass wir es mit den ersten Anfängen jener Experimente zu tun haben, die schließlich in die Mumifizierungspraktiken der pharaonischen Zeit gemündet haben." Etwa 2500 bis 3000 Jahre später habe die ägyptische Einbalsamierung ihren Höhepunkt erreicht. Ein wesentlicher Bestandteil der Verfahrens war es, dem Körper des Verstorbenen durch Natron die Feuchtigkeit zu entziehen.
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