Direkt zum Inhalt

Verhalten: Muränen und Zackenbarsche jagen im Team

Zackenbarsche der Art Plectropomus pessuliferus animieren Riesenmuränen (Gymnothorax javanicus) zur gemeinsamen Beutejagd. Ein solches kooperatives Jagdverhalten kannten Forscher bislang nur von Vögeln und Säugetieren.

Die Zackenbarsche jagen normalerweise tagsüber und im Freiwasser um Riffe andere Fische. Muränen hingegen sind nachtaktiv und versuchen ihre Beute in Riffspalten zu stellen. Die Jagdweisen der beiden Spezies ergänzen sich also: Eine Beute, die sich vor den Zackenbarschen in Hohlräumen versteckt, kann dort von Muränen aufgestöbert werden. Arbeiten die Jäger zusammen, bleibt ihr keine Fluchtmöglichkeit mehr, und die Jagdausbeute für beide Räuber sollte steigen.

Genau dies beobachteten Redouan Bshary von der Universität Neuchâtel und seine Kollegen im Roten Meer: Manche Zackenbarsche suchten Muränen in ihrem Ruheversteck auf und animierten sie mit heftigem Kopfschütteln, ihnen zu folgen. In beinahe sechzig Prozent der Fälle gehorchten die Riesenmuränen dem Signal, und gemeinsam schwammen die beiden Tiere durchs Riff. Zwar zog sich die Muräne häufig unterwegs wieder in Spalten zurück, ließ sich aber durch neuerliches Kopfschütteln des Zackenbarsches meist anregen, sich wieder aufzuraffen.

Auch nach einer erfolglosen Jagd versuchten Zackenbarsche gelegentlich, Muränen als Helfer zu aktivieren. Hatte die Beute etwa ein Versteck gefunden, blieb der Freiwasserräuber zunächst in der Nähe und wartete. In einigen Fällen aber schwamm er zu einer Muräne, die sich innerhalb von 15 Metern um das Versteck zurückgezogen hatte, und lockte diese kopfschüttelnd zu der Beute. Mit einem Kopfstand zeigte der Lotse schließlich an, dass der Ort erreicht wurde. Verglichen die Wissenschaftler den Zeitaufwand und den Erfolg von Einzel- und Gemeinschaftsjagd, so profitierten beide Beteiligten vom Teamwork.

Die Forscher sahen allerdings nie, dass eine Muräne eine gemeinsame Jagd anregte. Dies könnte aber an dem eigentlich nachtaktiven Lebensstil liegen, erklären Bshary und seine Kollegen. Und die Zackenbarsche beschränken sich nicht auf Muränen als Helfershelfer: In Einzelfällen sahen die Forscher auch, wie Napoleon-Lippfische (Cheilinus undulatus) auf den kopfschüttelnden Jäger reagierten. Sie können zwar nicht wie Muränen in Spalten eindringen, so manches kleine Versteck aber mit ihren kräftigen Kiefern schlicht zermalmen. (af)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.