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News: Musik bringt's

Klavierunterricht, geliebt oder verhasst, macht sich bezahlt: Einer neuen Studie zufolge können Kinder mit Musik ihr verbales Gedächtnis trainieren.
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Musikunterricht, insbesondere Klavierunterricht, gehörte früher zum guten Ton. Ob musikalisch oder nicht, niemand, der etwas auf sich hielt, kam ums Klavierspielen herum. Meistens war die Überei aber von kurzer Dauer – viele Musikbegeisterte warfen bereits nach wenigen Unterrichtsstunden genervt das Handtuch.

Doch wie eine Studie jetzt ergab, hatte sich die Mühe vermutlich trotz alledem gelohnt – auch wenn pianistische Glanzleistungen auf sich warten ließen. Um herauszufinden, ob Musikunterricht auch das verbale Gedächtnis unterstützt, untersuchten Agnes Chan von der Chinese University of Hong Kong und ihre Kollegen 90 Jungen im Alter von sechs bis 15 Jahren. Die Hälfte von ihnen hatte bereits seit Jahren Instrumentalunterricht und spielte im Schulorchster mit, die anderen waren dagegen musikalisch nicht aktiv.

Die Forscher brachten den Kindern zunächst eine Reihe von Wörtern zu Gehör, die sie in drei aufeinanderfolgenden Tests auswendig wiedergeben sollten. Dabei stellte sich heraus, dass die musikalisch Aktiven wesentlich mehr Wörter behalten hatten und darüber hinaus auch pro Test größere Fortschritte machten als die Teilnehmer der Kontrollgruppe. Und das nicht nur vorübergehend – noch eine halbe Stunde später hatten die musiktreibenden Kinder mehr Wörter parat als ihre unversierten Schulkameraden.

Die Gedächtnisleistung war jedoch nicht grundsätzlich unterschiedlich: Denn als die Kinder ihre Merkfähigkeit mit Bildern statt mit Wörten unter Beweis stellen sollten, schnitten die Musikliebhaber unter ihnen nicht besser ab.

Nach Ansicht der Forscher reichen bereits weniger als sechs Jahre Musikunterricht aus, um das verbale Gedächtnis zu fördern. Denn weitere Untersuchungen ergaben, dass Kinder schon nach einem Jahr Musikunterricht ihren musikalisch nicht geschulten Mitschülern beim Wörterlernen deutlich überlegen waren. Selbst als die Kinder nach anfänglicher Begeisterung der Musik den Rücken zukehrten, blieb ihnen ihre verbesserte Gedächtnisleistung erhalten.

Die Forscher schließen hieraus, dass sich bei den musizierwilligen Kindern die für das Sprachverständnis zuständige Hirnregion, die im linken Temporallappen sitzt, durch die Stimulation mit akustischen Reizen besser entwickelt. Demnach zahlt sich Klavierunterricht in der Kindheit auf jeden Fall aus, auch wenn manche der Tonkunst dann wieder den Rücken kehren.

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