Neurobiologie: Musik lieber links
"Auf dem Ohr hör' ich schlecht" - der Spruch ist gar nicht so falsch, reagiert unser rechtes Ohr auf Sprache doch deutlich aktiver als das linke, und bei Musik ist es umgekehrt. Eine Eigenheit, die wir im Säuglingsalter lernen. Doch die Grundlagen sind schon gelegt.
Unser Gehirn schwört auf Arbeitsteilung. So mancher Prozess findet eher linksseitig statt, andere werkeln stärker in der rechten Hälfte. Das Modell der strikten Zuordnung bestimmter Aufgaben in eine der beiden Hemisphären ist zwar schon längst von vielen Beweisen widerlegt, die zeigen, wie flexibel unser Denkorgan auf Schäden oder neue Herausforderungen reagieren kann – und dennoch, gewisse Tendenzen zeigen sich immer wieder.
Dazu gehört, dass die linke Hirnhälfte mit Sprache verknüpfte Aufgaben besser meistert als die rechte, die ihrerseits im Bereich Töne und Musik brilliert. Passend dazu stellten Forscher schon in den 1960er Jahren fest, dass wir – entsprechend der überkreuzten Verschaltung von Sinnesorgan und Hirnhälfte – mit dem rechten Ohr schneller auf sprachähnliche Reize reagieren und sie auch besser auflösen können als mit dem linken, während umgekehrt dieses stärker auf musikalische Einlagen anspringt.
Eine Sache des Lernens, so dachte man bislang. Denn bei Neugeborenen sind diese spezifischen Kontakte der Hörrinden im Gehirn mit den jeweiligen Ohren noch nicht ausgereift, sie entwickeln sich in den ersten vier Monaten zur festen Verdrahtung. Frisch ans Licht der Welt gelangt, sollten die Ohren der Kleinen also noch keine Präferenzen zeigen – oder doch?
Eine groß angelegte, mehrjährige Studie, mit der verschiedene Techniken zur Prüfung des Hörvermögens Neugeborener verglichen werden sollten, lieferte eine solide Datenbasis für eine Antwort auf diese Frage. Denn zu den verwendeten Methoden gehörte auch die Messung otoakustischer Emissionen (OAE). Sie entstehen, wenn die äußeren Haarzellen ein eingetroffenes Schallsignal für die Weitergabe an die inneren Haarzellen aktiv verstärken. Diese meist unhörbar leisen Schallwellen lassen sich mit einem Mikrofon im Gehörgang leicht aufzeichnen und zeigen so ohreigene Unterschiede in der Verarbeitung der äußeren Reize.
Und diese Unterschiede waren bereits bei Neugeborenen vorhanden, berichten Yvonne Sininger von der Universität von Kalifornien in Los Angeles und Barbara Cone-Wesson von der Universität von Arizona in Tucson. Die Wissenschaftlerinnen hatten diesen Hörtest bei über 3000 Kindern durchgeführt, von denen sie die Hälfte nachher in die Bewertung einbeziehen konnten. Dabei hatten sie den Kleinen zwei unterschiedliche Reize präsentiert, zum einen eine schnelle Abfolge von Klicklauten, die Sprache symbolisieren sollte, zum anderen reine Töne, um Musik vorzuspielen.
Jeweils gut 800 Kinder – also etwas mehr als die Hälfte – zeigten die später so übliche Verteilung: Stärkere OAEs im rechten Ohr bei Klicklauten und stärkere OAEs im linken Ohr bei Tönen. Kombinierten die Wissenschaftlerinnen die Testergebnisse, so zeigten 324 Kinder den regulären Trend auf beiden Ohren, 241 genau das umgekehrte Muster und der Rest Mischformen.
Laut statistischer Analyse ist das signifikant: Schon vor dem Verknüpfen der Hörzentren der jeweiligen Hirnhälften mit dem zugehörigen Ohr werden eintreffende Signale also unterschiedlich verarbeitet, und der Trend geht in Richtung des späteren, verbreiteten Musters – rechts Sprache, links Musik. Die Forscherinnen vermuten, dass daher bereits sehr grundlegende Beteiligte im Hörgeschehen, die Cochlea oder Schnecke und der Hirnstamm, hier richtungsweisend sind und die spätere Spezialisierung der Sinnesorgane vorbereiten und erleichtern.
Von Interesse sind diese Ergebnisse auch für die Behandlung von Hörstörungen, die damit wohl mehr auf die Eigenheiten der einzelnen Ohren abgestimmt werden sollte. Und vielleicht ließe sich damit auch der Erfolg von Cochlea-Implantaten verbessern, die auf beiden Ohren gehörlosen Kindern möglichst früh ein gewisses Hörvermögen geben sollen – denn diese technischen "Hörhilfen" sind unter Medizinern wie Betroffenen durchaus umstritten.
Dazu gehört, dass die linke Hirnhälfte mit Sprache verknüpfte Aufgaben besser meistert als die rechte, die ihrerseits im Bereich Töne und Musik brilliert. Passend dazu stellten Forscher schon in den 1960er Jahren fest, dass wir – entsprechend der überkreuzten Verschaltung von Sinnesorgan und Hirnhälfte – mit dem rechten Ohr schneller auf sprachähnliche Reize reagieren und sie auch besser auflösen können als mit dem linken, während umgekehrt dieses stärker auf musikalische Einlagen anspringt.
Eine Sache des Lernens, so dachte man bislang. Denn bei Neugeborenen sind diese spezifischen Kontakte der Hörrinden im Gehirn mit den jeweiligen Ohren noch nicht ausgereift, sie entwickeln sich in den ersten vier Monaten zur festen Verdrahtung. Frisch ans Licht der Welt gelangt, sollten die Ohren der Kleinen also noch keine Präferenzen zeigen – oder doch?
Eine groß angelegte, mehrjährige Studie, mit der verschiedene Techniken zur Prüfung des Hörvermögens Neugeborener verglichen werden sollten, lieferte eine solide Datenbasis für eine Antwort auf diese Frage. Denn zu den verwendeten Methoden gehörte auch die Messung otoakustischer Emissionen (OAE). Sie entstehen, wenn die äußeren Haarzellen ein eingetroffenes Schallsignal für die Weitergabe an die inneren Haarzellen aktiv verstärken. Diese meist unhörbar leisen Schallwellen lassen sich mit einem Mikrofon im Gehörgang leicht aufzeichnen und zeigen so ohreigene Unterschiede in der Verarbeitung der äußeren Reize.
Und diese Unterschiede waren bereits bei Neugeborenen vorhanden, berichten Yvonne Sininger von der Universität von Kalifornien in Los Angeles und Barbara Cone-Wesson von der Universität von Arizona in Tucson. Die Wissenschaftlerinnen hatten diesen Hörtest bei über 3000 Kindern durchgeführt, von denen sie die Hälfte nachher in die Bewertung einbeziehen konnten. Dabei hatten sie den Kleinen zwei unterschiedliche Reize präsentiert, zum einen eine schnelle Abfolge von Klicklauten, die Sprache symbolisieren sollte, zum anderen reine Töne, um Musik vorzuspielen.
Jeweils gut 800 Kinder – also etwas mehr als die Hälfte – zeigten die später so übliche Verteilung: Stärkere OAEs im rechten Ohr bei Klicklauten und stärkere OAEs im linken Ohr bei Tönen. Kombinierten die Wissenschaftlerinnen die Testergebnisse, so zeigten 324 Kinder den regulären Trend auf beiden Ohren, 241 genau das umgekehrte Muster und der Rest Mischformen.
Laut statistischer Analyse ist das signifikant: Schon vor dem Verknüpfen der Hörzentren der jeweiligen Hirnhälften mit dem zugehörigen Ohr werden eintreffende Signale also unterschiedlich verarbeitet, und der Trend geht in Richtung des späteren, verbreiteten Musters – rechts Sprache, links Musik. Die Forscherinnen vermuten, dass daher bereits sehr grundlegende Beteiligte im Hörgeschehen, die Cochlea oder Schnecke und der Hirnstamm, hier richtungsweisend sind und die spätere Spezialisierung der Sinnesorgane vorbereiten und erleichtern.
Von Interesse sind diese Ergebnisse auch für die Behandlung von Hörstörungen, die damit wohl mehr auf die Eigenheiten der einzelnen Ohren abgestimmt werden sollte. Und vielleicht ließe sich damit auch der Erfolg von Cochlea-Implantaten verbessern, die auf beiden Ohren gehörlosen Kindern möglichst früh ein gewisses Hörvermögen geben sollen – denn diese technischen "Hörhilfen" sind unter Medizinern wie Betroffenen durchaus umstritten.
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