Gedächtnis: Musik stört die Suche nach Worten
Hartnäckig hält sich der Glaube, Musik würde uns beim Denken helfen, womöglich sogar unsere Kreativität beflügeln. Psychologen um Emma Threadgold von der britischen University of Central Lancashire ziehen diese These in Zweifel: Tatsächlich scheint eine musikalische Untermalung zumindest bei der Suche nach Worten eher hinderlich zu sein.
Threadgold und ihr Team stellten ihre Versuchspersonen vor die Aufgabe, zu je drei Wörtern ein viertes zu finden, das sich mit allen drei Begriffen verbinden lässt. So werden im Englischen zum Beispiel die Wörter »dress«, »dial« und »flower« gemeinsam mit dem Wort »sun« zu »sundress« (Sommerkleid), »sundial« (Sonnenuhr) und »sunflower« (Sonnenblume). Manche Teilnehmer lösten die Aufgabe in einem ruhigen Raum, andere in einer Bibliothek mit leisen Hintergrundgeräuschen. Die übrigen Probanden hörten beim Lösen der Aufgaben Musik.
Es zeigte sich: Wer den Test mit Musik im Hintergrund absolvieren musste, schnitt im Schnitt schlechter ab. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um ein Instrumentalstück, um ein fremdsprachiges Lied oder um einen vertrauten Song handelte. Auch ob die Versuchspersonen die Lieder mochten und ob sie laut eigenen Angaben häufig mit Musik im Hintergrund arbeiteten oder lernten, tat nichts zur Sache.
Die Forscher vermuten, dass die Klänge das sprachliche Arbeitsgedächtnis stören. Für andere Hintergrundgeräusche, wie sie etwa in der Bibliothek vorkommen, scheint das nicht zu gelten: Sie hatten im Experiment keinen Einfluss auf die Leistung der Probanden.
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