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Migration: Muslime in Europa vertrauen der EU mehr als Christen

Eingewanderte Muslime stehen dem EU-Parlament und den nationalen Parlamenten positiver gegenüber als Christen und Konfessionslose. Entscheidend ist, wie zufrieden sie mit ihrer Situation im Vergleich zu der in ihrem Heimatland sind.
Eine muslimische Frau arbeitet konzentriert am Computer

Nicht nur unter den Briten hat die EU bekanntlich wenig Fans. Auch die meisten anderen EU-Bürger stehen ihren demokratisch gewählten Volksvertretern eher skeptisch gegenüber. Anders die muslimischen EU-Bürger, stellten Mujtaba Isani von der Ohio State University und Bernd Schlipphak von der Universität Münster fest: "Von allen untersuchten Gruppen aus 16 europäischen Ländern sind Muslime die einzigen, die ihr Vertrauen in das Europäische Parlament auf einer Skala von 1 bis 10 mit mehr als 5 angeben." Das berichteten die beiden Politologen jetzt in der Fachzeitschrift "European Union Politics".

Die Daten stammen aus einer repräsentativen europaweiten Umfrage aus dem Jahr 2014, der "European Social Survey", die alle zwei Jahre mehr als 200 000 Bürger ab 15 Jahren zu unterschiedlichen Lebensbereichen befragt. Zu den Interviewten zählten rund 3600 europäische Muslime, davon 95 Prozent Migranten. Und diese bezifferten ihr Vertrauen in die EU-Volksvertretung im Schnitt auf 5,2. Juden und Protestanten lagen mit einem Durchschnittswert von 4,7 auf Platz zwei und drei, dahinter Katholiken mit 4,5 und Konfessionslose mit 4,3. Noch etwas mehr schätzten muslimische Einwanderer die nationalen Parlamente (5,4), und auch hier fiel das Vertrauen ihrer Mitbürger deutlich schwächer aus (4,8).

Wie weitere Analysen zeigten, hing das Vertrauen in die politischen Volksvertreter vor allem davon ab, wie zufrieden die muslimischen Migranten mit Regierung und Demokratie ihrer neuen Heimat im Vergleich zu jenen in der alten Heimat waren. Die Intensität des Glaubens spielte keine Rolle, ebenso wenig wie Bildungsniveau, Alter und Geschlecht. "Zwar schätzen sich europäische Muslime im Schnitt religiöser ein als andere Europäer", erläutern die Autoren. Doch Muslime, die sich selbst als besonders religiös bezeichneten, waren gegenüber nationalen und europäischen Parlamenten weder skeptischer noch vertrauensvoller eingestellt.

Die positive Einstellung der Muslime nahm allerdings in der zweiten Generation ab – und gleichzeitig fühlten sich die Nachkommen häufiger diskriminiert als ihre Eltern. Das könnte laut den Forschern der entscheidende Faktor sein, weshalb das Vertrauen bei ihnen niedriger ausfiel: "Europäische Muslime, die sich diskriminiert fühlen, sind skeptischer gegenüber den nationalen und den europäischen Institutionen", berichten die Politologen. Es könnte also sein, dass sich Muslime in Sachen Politikvertrauen zunehmend dem Niveau der übrigen EU-Bürger anpassen werden.

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