News: Mut zur Lücke
Diesem "Glucosetyp" entsprechen einige Sechs- und Fünfring-Moleküle, die alle eine hydrophile (wasserfreundliche) und eine hydrophobe (wasserabweisende) Kante ober- und unterhalb oder links und rechts von der starren Ringebene aufweisen. Mit der hydrophoben Kante lagern sie sich fest an die ebenfalls hydrophoben Wände der Membranlücke an und kleiden diese vollständig aus. Mit ihrer hydrophilen Kante binden sie Wassermoleküle.
Das Besondere dabei ist, dass diese Kante genau zu der hexagonalen Struktur passt, die Wasser in gefrorenem Zustand einnimmt. Alle Wassermoleküle in der Nanospalte werden so in der Eisstruktur fixiert. Über Wochen können weder die Glucosetyp-Moleküle, deren wirksamste Vertreter Cellobiose, Tyrosin und Ascorbinsäure sind, aus der wassergefüllten Membranlücke in das benachbarte Volumenwasser austreten, noch gelangen Salze in die Spalte hinein. "Dieses Phänomen könnte eine Rolle bei der Erkennung der Zuckermuster bestimmter Botenstoffe an Zelloberflächen spielen", vermutet Fuhrhop.
10 Prozent Ethanol im Volumenwasser zerstören die "Eisstruktur" in der Membranlücke. Ebenso wirkt das schmale organische Ion Dimethylviologen, das von einem angelegten elektrischen Potenzial in die Lücke gezogen und durch zyklische Veränderungen des Potenzials bewegt wird. Innerhalb weniger Minuten "rührt" das Molekül die Spalte frei. Auch für diese Phänomene finden sich Analoga in der Natur: Die reversible Membran-Zerstörung durch Alkohol und über den zellulären Energieträger ATP getriebene "Rührer".
Fuhrhop hofft, mit seinen Membranspalten ein künstliches Photosynthese-System entwickeln zu können. Die unbeweglichen Tyrosin- und Ascorbinsäure-Moleküle am Rand der Nanospalten bieten sich dabei als eine Art Relais für den Elektronentransfer – einem wichtigen Schritt bei der Photosynthese – zwischen Molekülen am Boden und am Rand der Membranlücken an. Der molekulare Rührer könnte "verbrauchte" Moleküle aus den Nanospalten hinaus befördern und so für Nachschub sorgen.
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