Zellkerntransfer: Mutter bringt 'Drei-Eltern-Kind' auf die Welt
Das fünf Monate alte Kind hat als einer der ersten Nachkommen mehr als zwei Eltern – zumindest auf gewisse Weise. Wie bei jedem Kind findet sich auch in seinen Zellkernen das Erbgut der beiden leiblichen Eltern. Bestimmte Zellbestandteile jedoch, die Mitochondrien, tragen nahezu ausschließlich das Erbgut einer fremden Spenderin. Möglich machte dies der Einsatz eines neuen Verfahrens, das John Zhang vom New Hope Fertility Center in New York City und Team anwendeten.
Die Geburt des Babys am 6. April 2016 macht nun "New Scientist" öffentlich. Der Sohn eines jordanischen Paares sei gesund zur Welt gekommen und zeige keine gesundheitlichen Einschränkungen.
Die Mutter ist vom Leigh-Syndrom betroffen, Grund dafür ist eine genetische Veränderung im Erbgut der Mitochondrien. Der Krankheit fielen bereits zwei Geschwister des Kindes zum Opfer. Die Eltern entschieden sich darum, die noch experimentelle Technik auszuprobieren. Durchgeführt wurde sie von Zhang und Team in Mexiko, um gesetzliche Einschränkungen in den USA zu umgehen. Bei dieser speziellen Variante wurde der Zellkern aus einer Eizelle der Mutter entnommen und einer Spenderzelle eingesetzt, aus der zuvor ebenfalls der Zellkern entfernt worden war; die Mitochondrien der Frau blieben dabei in der alten Eizelle zurück. Anschließend befruchteten die Mediziner die kombinierte Eizelle mit Spermien des Ehemanns. Von den fünf so produzierten Embryos entwickelte sich nur einer normal, dieser wurde der Frau eingepflanzt. Das Verfahren gilt als vergleichsweise ethisch unproblematisch, weil nicht zwangsläufig Embryonen zerstört werden müssen. Eine Alternativmethode sieht vor, sowohl die mütterliche Eizelle als auch die der Spenderin mit den Spermien des Vaters zu befruchten und danach den Zellkerntransfer vorzunehmen. Die befruchteten Eizellen der Spenderin werden dadurch in einem Frühstadium abgetötet. Diese alternative Technik ist in Großbritannien erlaubt.
Bereits in den 1990er Jahren hatten Ärzte ähnliche Versuche unternommen. Dabei waren jedoch unerwartete Begleiterscheinungen aufgetreten. Zudem hatten die Kinder nach wie vor einen hohen Anteil der ursprünglichen mitochondrialen DNA. Untersuchungen von Zellen des Kindes hätten jedoch gezeigt, dass der Anteil dieses Erbguts bei ihm unter einem Prozent liegt. Erst in den kommenden Monaten und Jahren wird sich jedoch zeigen, ob die Prozedur dauerhaft von Erfolg gekrönt sein wird.
Anm. d. Red.: Ursprünglich enthielt die Version die Namen der Familie. Da der Klinik jedoch eigentlich keine Berechtigung vorlag, diese zu veröffentlichen, haben wir sie entfernt.
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