Brust versus Flasche: Wie nah kommt Milchpulver ans Muttermilch-Original?
Fast jedes Baby bekommt hier zu Lande irgendwann Flaschenmilch. Einige schon direkt nach der Geburt, manche parallel zur Muttermilch, andere erst nach ein paar Monaten. So zahlreich die Gründe für den Griff zum Milchpulver sind, so unterschiedlich ist das Angebot. Auf den Verpackungen ist teils Kryptisches aufgedruckt: +DHA, +GOS, +HMO oder +Bifidokulturen steht dort. Klarer zu verstehen sind immerhin Sätze wie »nach dem Vorbild der Natur« oder »auf Basis von 50 Jahren Forschung«. Aber was bedeutet das wirklich? Klar, die Produkte sollen durch verschiedene Zusätze besonders gut die Muttermilch imitieren. Aber wie nah ist die Ersatznahrung wirklich am Original?
Muttermilch ist perfekt auf den menschlichen Säugling abgestimmt – und zwar so, wie es das Kind gerade braucht. Der Mensch wird unreif geboren und benötigt zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedliche Nährstoffe. Die erste Stillnahrung, die der Säugling erhält, ist eine eher dickflüssige, gelbliche, konzentrierte Milch, das so genannte Kolostrum. Es ist reich an Proteinen, darunter Immunglobulinen (Antikörpern), weißen Blutkörperchen, Vitaminen und Mineralstoffen, um das Immunsystem zu stärken und die Verdauung zu unterstützen. Schon nach wenigen Tagen ändert sich die Zusammensetzung der Muttermilch jedoch: Die Übergangsmilch ist flüssiger, ihr Proteingehalt sinkt, dafür steigt der Anteil an Fett und Zucker in Form von Kohlenhydraten (vor allem Laktose) und langkettigen essenziellen Fettsäuren wie DHA. Nach etwa vier Wochen bleibt die Zusammensetzung der nun »reifen« Muttermilch relativ konstant. Sie enthält dann noch mehr Fette und Laktose, wichtige Mikronährstoffe wie B-Vitamine und Jod. Das alles soll den hohen Energiebedarf des Säuglings stillen und das Hirnwachstum und die Verschaltung von Neuronen triggern. Von diesem hochkalorischen Mix trinken Säuglinge bis zu einen Liter täglich. Dabei verändert sich die Milch allerdings im Lauf einer jeden Stillmahlzeit: Am Anfang ist sie dünnflüssiger und wässriger, um schnell den Durst des Babys stillen zu können, am Ende des Trinkens wird sie immer fetter, damit sie satt macht.
Die komplexe Natur imitieren
Wie soll eine künstlich hergestellte Milch all das simulieren? Und muss sie das überhaupt? Babymilch-Hersteller stellen ihre Produkte meist auf Basis von Kuhmilch her, sie müssen diese jedoch mit allen Nährstoffen in der gleichen Menge, wie sie in Humanmilch vorkommt, anreichern – seit 2020 auch mit der langkettigen Fettsäure DHA. Das ist Gesetz. »Flaschenkinder stehen darum in Sachen Wachstum und Hirnentwicklung Stillkindern erst mal in nichts nach«, sagt Thierry Hennet, Biologe an der Universität Zürich.
Trotzdem liefert die Muttermilch noch zahlreiche andere Stoffe. Es gibt mehr als 400 Substanzen in der Humanmilch, die entweder gar nicht oder nur in anderer Form in Kuhmilch zu finden sind. Formulanahrung enthält dagegen gerade mal rund 40 Stoffe. Viele Hersteller wie Nestlé, Danone oder Abbott basteln jedoch an der Tütenmilch der Zukunft: Sie soll neben den bisher obligatorischen Nährstoffen auch weitere gesundheitsfördernde Komponenten liefern.
»Kinder, die sechs Monate ausschließlich gestillt werden, leiden seltener an Magen-Darm-Infekten oder Ohrentzündungen«Regina Ensenauer, Vorsitzende der Nationalen Stillkommission und Kinderärztin
Ziemlich sicher ist, dass bestimmte Ingredienzien der Muttermilch dafür verantwortlich sind, dass Stillkinder weniger Infektionen im ersten Lebensjahr durchlaufen als Flaschenkinder. »Kinder, die sechs Monate ausschließlich gestillt werden, leiden seltener an Magen-Darm-Infekten oder Ohrentzündungen«, sagt Regina Ensenauer, Leiterin des Instituts für Kinderernährung am Max Rubner-Institut (MRI) und Vorsitzende der Nationalen Stillkommission. Die Kinderärztin wertet derzeit zusammen mit Kolleginnen und Kollegen einen Umbrella-Review aus, der untersuchen soll, wie wichtig Stillen tatsächlich für die Gesundheit des Babys ist. Sie versucht dabei mit Epidemiologen und anderen Experten, verschiedene Einflussfaktoren zu gewichten: etwa, ob und wie stark das empfohlene sechsmonatige ausschließliche Stillen das Risiko für Übergewicht senken kann im Vergleich zu viermonatigen oder noch kürzeren Stillperioden. Oder aber, ob eine längere oder kürzere Gabe von Muttermilch vor Diabetes oder Asthma schützen kann.
Pro- und Präbiotika als Immunbooster
In der Muttermilch stecken zudem zahlreiche Substanzen, die eine Art Immunbooster für den Säugling darstellen. Dazu zählen etwa Milchsäure- oder Bifidobakterien, die sich im kindlichen Darm ansiedeln und als Sparringspartner für das Abwehrsystem fungieren. Diese »Probiotika« bilden unter anderem kurzkettige Fettsäuren wie die Buttersäure. Dadurch sinkt der pH-Wert, was vielen pathogenen Keimen den Garaus macht. Kurzkettige Fettsäuren nähren zudem Darmzellen, die schützenden Schleim bilden. So bleibt die Darmwand für krank machende Keime schwer zu überwinden. 1000 bis 100 000 Bakterien besiedeln dabei einen Milliliter Muttermilch. Auch Hefen finden sich in ihrer Mikrobiota, ihre Funktion ist jedoch noch unklar.
Hersteller von Flaschennahrung mixen schon seit einigen Jahren Probiotika in ihre Produkte. So wirbt etwa Hipp für seine Säuglingsnahrung Combiotik mit dem Hinweis »Mit natürlichen Milchsäurekulturen (L. fermentum) – ursprünglich aus Muttermilch gewonnen«. Doch bringt das dem Säugling tatsächlich etwas? Forschende konnten das bislang nicht bestätigen. So heißt es in einer Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahr 2020: »Säuglingsnahrungen, denen so genannte probiotische Bakterien zugesetzt sind, haben daher für die Ernährung von gesunden Säuglingen keinen Vorteil gegenüber vergleichbaren Produkten ohne derartige Zusätze.« Es werde durch probiotische Keime zwar die Stuhlbesiedlung des Säuglings verändert, aber nur geringfügig, ohne Gesundheitswert. Das BfR stellte jedoch ebenso wenig unerwünschte Wirkungen fest.
Flaschenmilch-Hersteller werben auf den Verpackungen auch mit zugesetzten Präbiotika. Denn in der Muttermilch ist eine Vielzahl von Mehrfachzuckern enthalten, die für den Säugling unverdaulich sind, aber den Darmmikroben als Futter dienen. Diese »humanen Milch-Oligosaccharide« (HMOs) fördern damit vor allem die gutartigen Bakterien, was wiederum dem Immunsystem zugutekommt. Zudem scheinen zahlreiche HMOs Entzündungen einzudämmen. Rund 200 solcher Präbiotika sind bislang bekannt. Wie sie zusammengesetzt sind, ist von Mutter zu Mutter unterschiedlich. Es hängt etwa von ihrem Erbgut ab, welche HMOs sie in größeren oder kleineren Mengen bildet, sowie von der Region, wo sie wohnt, aber auch vom Alter des Kindes.
»An die individuell unterschiedliche Komplexität der Muttermilch kann man sich kaum annähern«Thierry Hennet, Biologe
Mengenmäßig stellen HMOs nach Laktose und Fetten die drittgrößte Fraktion in der Muttermilch dar. Babynahrungshersteller setzen ihren Produkten schon länger so genannte Galactooligosaccharide (GOS) und Fructooligosaccharide (FOS) zu. Beide Mehrfachzucker kommen jedoch in Humanmilch nicht vor. Erst seit Kurzem werden auch echte HMOs zugemischt. Sie müssen allerdings mittels Gentechnik hergestellt werden und sind deshalb in Bionahrung nicht erlaubt. In Europa sind bis dato sechs solcher Substanzen zugelassen, darunter relativ einfach gestrickte Moleküle, die mit 2FL und LNnT abgekürzt werden. Doch Hersteller sind dabei, weitere HMOs zu erforschen, wobei manche womöglich das Risiko bergen, Entzündungen anzufachen, wie Tierversuche gezeigt haben. Einige Experten bezweifeln auch den Nutzen dieser Zusätze. »Es reicht nicht, einige wenige HMOs zuzumischen, da die Substanzen sich wahrscheinlich gegenseitig ergänzen«, sagt Thierry Hennet. »An die individuell unterschiedliche Komplexität der Muttermilch kann man sich damit kaum annähern.« So sieht es auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), die im Oktober 2022 eine Stellungnahme zum Thema veröffentlichte. Es gebe zwar keine Bedenken, aber es sei eben auch kein gesundheitlicher Nutzen einer Ersatzmilch mit GOS/FOS oder humanen Komplexzuckern in Studien erkennbar.
Was wirkt wirklich, was ist nur Werbung?
Hersteller suggerieren in der Werbung für die HMO-Produkte jedoch einen Immunschutz. Bei Humana liest man etwa: »Dank 2FL kann der Darm schädliche Bakterien besser bekämpfen und so Infektionen verhindern.« Zwar gelten strenge Regeln für das Bewerben von Säuglingsanfangs- sowie Folgenahrung in Deutschland. Dennoch sehen Mediziner und Verbraucherschützer immer wieder Grenzen überschritten. Berthold Koletzko, Leiter der Ernährungskommission der DGKJ, sieht die Werbepraxis in Sachen Mehrfachzucker kritisch: »Die Bewerbung von Flaschennahrungen mit Begriffen wie ›Humane Milch-Oligosaccharide‹ oder ›HMO‹ ist unseres Erachtens eine der bestehenden Gesetzgebung widersprechende Idealisierung.«
Substanzen | mögliche Eigenschaften | bewiesene Wirkung als Zusatz in Formulanahrung |
---|---|---|
alle Makro- und Mikronährstoffe der Muttermilch wie Proteine oder Eisen (ist gesetzlich vorgeschrieben) | Wachstum, Entwicklung, Reifung | ja |
langkettige Fettsäure DHA (ist gesetzlich vorgeschrieben) | gute Sehkraft, Hirnentwicklung, Intelligenz | ja: Sehkraft, Hirnentwicklung nein: Intelligenz |
humane Milch-Oligosaccharide (HMO) | Wachstum, Entwicklung, weniger Infektionen und Allergien | nein |
Oligosaccharide/Präbiotika teils aus Pflanzen (GOS/FOS) | Wachstum, Entwicklung, weniger Infektionen und Allergien | nein |
Mikroben/Probiotika wie L. fermentum oder L. lactis | Wachstum, Entwicklung, Blähungen, Verstopfung, Koliken, vermehrtes Aufstoßen und Spucken, weniger Infektionen und Allergien, Übergewicht | nein |
Und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2023 ihre Kritik an den Babymilch-Herstellern in einer Review-Serie in der Fachzeitschrift »The Lancet« wiederholt, zumal in anderen Ländern weitaus mehr Werbung zulässig ist. Sie würden normale Verhaltensweisen von Säuglingen wie Weinen, Unruhe und schlechten Schlaf pathologisieren und Formulanahrung dann als Lösung anpreisen. Auch die Behauptung, dass Kinder durch ein bestimmtes Produkt besonders gescheit würden, ist weit verbreitet. Derlei Marketing beeinflusse vor allem Mütter, die nicht stillen möchten oder die unsicher sind, ob sie stillen können. Das Problem: Die Stillquoten sind nach Ansicht der WHO wenig zufrieden stellend. Sie empfiehlt, Säuglinge sofern möglich für die ersten sechs Monate des Lebens ausschließlich zu stillen und auch danach, wenn Beikost oder feste Nahrung eingeführt wurde, die Gabe von Muttermilch noch in den ersten beiden Lebensjahren fortzusetzen.
Zwar kamen in manchen Regionen Frauen dieser Empfehlung nach, und das sogar häufiger als noch vor 20 Jahren, doch im Mittleren Osten sowie in Nordafrika sanken die Stillquoten. Auch die Zahlen, wie viele Frauen parallel zu Flaschennahrung oder Beikost ihrem Kind im Alter von sechs Monaten überhaupt noch die Brust geben, sind uneinheitlich. In Ländern mit im Vergleich hohen und mittleren Einkommen steigt diese Rate, während in Ländern mit niedrigen Einkommen die Zahl tendenziell gesunken ist. Sicher ist, dass die durchschnittlichen weltweiten Stillraten mit knapp 50 Prozent laut WHO zu niedrig sind. Ihr Ziel für 2030 lautet 70 Prozent. Das gilt auch für Deutschland: Zwar haben laut der KiGGS-Studie hier zu Lande 90 Prozent der Frauen die Absicht zu stillen, dennoch bekommen nur knapp 40 Prozent der Säuglinge vier Monate und nur 13 Prozent sechs Monate ausschließlich Muttermilch. Ein Effekt, den die WHO auch den Flaschenmilch-Herstellern zuschreibt – und zwar deren Versprechungen und »Marketingstrategien, die darauf abzielen, Ängste und Bedenken von Eltern auszunutzen«.
Und das kann in Entwicklungsländern mitunter Leben kosten. Denn die Muttermilch hält neben Pro- und Präbiotika noch mehr Immunstoffe wie etwa Antikörper bereit. »Wenn die Mutter irgendwann lange vor der Schwangerschaft eine Salmonelleninfektion durchgemacht oder auch eine Impfung erhalten hat, gibt sie diese spezifischen Antikörper an das Kind weiter. Dieses ist dann über einige Wochen vor diesen Krankheiten geschützt«, sagt Thierry Hennet. Vor allem bei afrikanischen Müttern sei der Gehalt an Immunstoffen in der Milch stark erhöht. Gerade das Kolostrum, das humane Brustdrüsen von Tag 1 bis 4 bilden, und die Milch der ersten Wochen sind besonders wertvoll für das Immunsystem.
Diese Substanzen kann man nicht einfach in Tütenmilch mischen, so Thierry Hennet: »Es handelt sich um bioaktive Substanzen, diese müssten wie Medikamente erforscht und zugelassen werden«, sagt der Biologe. Sie sollten dann in Form einer Tablette oder Impfung verabreicht werden. Auch andere bioaktive Substanzen aus der Muttermilch, die etwa für die unspezifische Abwehr des Säuglings nützlich sind, fallen darum für eine Anreicherung aus: etwa Lysozym, weiße Blutkörperchen oder Zytokine.
In Industrieländern ist die medizinische Versorgung so gut, dass man sich über Infekte im Säuglingsalter weniger Sorgen machen muss. Hier stellen sich Eltern eher die Frage, ob eine gesunde oder ungesunde Ernährung während der Stillzeit oder noch während der Schwangerschaft einen Einfluss auf das Wohl des Kindes und seine Entwicklung hat. Oder ob Babys, die nicht oder nur kurz gestillt werden, ein höheres Risiko für Übergewicht, Diabetes Typ 2 oder eine mindere Intelligenz haben. Untersuchungen zeigen, dass sozial besser gestellte Mütter häufiger und länger stillen. Sie sind zudem meist gebildeter, seltener übergewichtig oder diabeteskrank, treiben im Schnitt mehr Sport und können sich leichter Hilfe organisieren. Deshalb ist es schwer zu sagen, ob manche Effekte auf die Gesundheit eines Kindes mit bestimmten Inhaltsstoffen in der Muttermilch oder Flaschenmilch zusammenhängen oder ob nicht eher sozioökonomische Faktoren eine Rolle spielen.
Dennoch wird in der Wissenschaft diskutiert, welche Inhaltsstoffe in natürlicher und künstlicher Milch beispielsweise das Risiko für Übergewicht senken könnten. So gibt die Mutter Hormone während des Stillens an ihr Kind weiter, etwa Adiponectin oder Leptin. Größere Mengen des Hormons Adiponectin in der Muttermilch scheinen mit einem höheren Gewicht im Kleinkindalter verbunden zu sein. Aber auch die Geschmacksprägung könnte eine Rolle spielen, erklärt Regina Ensenauer. »Das Kind erhält zuerst im Mutterleib durchs Fruchtwasser, dann in der Muttermilch bestimmte Geschmacksstoffe, die potenziell auf eine gesunde Ernährung programmieren können.«
Karotten- oder Knoblaucharoma in der Kunstmilch? Das ist kaum vorstellbar. Dennoch wird die Babynahrungsindustrie nicht müde, ihre Produkte weiter zu optimieren. Klinische Studien gibt es etwa zu so genannten Milchfett-Tröpfchen (MFGM), die Babys intelligent machen sollen, sowie zu humanem Lactoferrin, das antimikrobiell wirkt und damit besseren Immunschutz liefern könnte. Thierry Hennet glaubt nicht an solche Versprechen. »All das ist extrem teuer in der Herstellung und macht die Ersatznahrung unerschwinglich.« Zudem sei der gesundheitliche Nutzen solcher Einzelsubstanzen unklar. Regina Ensenauer sieht das ähnlich: »Bei der Formulamilch wird immer wieder versucht, die natürlichen Komponenten der Muttermilch exakt nachzuahmen – mit mäßigem Erfolg.«
Muttermilch aus der Petrischale?
Start-ups wie TurtleTree (USA/Singapur) und Biomilq (USA) gehen darum noch einen Schritt weiter. Sie wollen Muttermilch in der Zellkultur erzeugen. Dafür werden mütterliche Brust- und Stammzellen entnommen und in der Petrischale aufgepäppelt, so dass maßgeschneiderte Milch unter Einsatz von mütterlichen Hormonen wie Prolaktin und Oxytozin produziert wird. Zwar fehlen auch hier Antikörper und gutartige Mikroben – die Produktion im Reaktor verläuft völlig steril. Dennoch könnte diese Milch natürlich näher ans Original kommen als alles, was derzeit so über die Ladentheke geht. Bislang gibt es technische sowie juristische Hürden, es werden also wohl noch ein paar Jahre ins Land gehen, bis eine solche hochtechnologisch produzierte Milch erhältlich sein wird. Dennoch verspricht sich die MRI-Wissenschaftlerin Regina Ensenauer dadurch keine grundlegende Veränderung der Situation. »Diese Milch muss man ja auch mit der Flasche geben. Und die Inhaltsstoffe der Milch kann man nicht abgekoppelt vom Akt des Stillens an der Mutterbrust bewerten. Das ist eine einzigartige Interaktion zwischen Mutter und Kind.«
»Keine Mutter muss Schuldgefühle haben, wenn sie nicht stillen kann«Regina Ensenauer, Vorsitzende der Nationalen Stillkommission und Kinderärztin
Die Expertinnen und Experten sind sich also einig: Wenn es möglich ist zu stillen, ist Muttermilch die beste Wahl für einen Säugling. Doch wenn dies keine Option ist, ist der Griff zur Flaschenmilch nun mal die einzige Alternative. »Keine Mutter muss Schuldgefühle haben, wenn sie nicht stillen kann«, betont Regina Ensenauer. Denn wenn man von manch bislang noch nicht bewiesenen Versprechen auf der Verpackung absieht, bietet sie dem Säugling alle wichtigen Nährstoffe, die er fürs Wachstum braucht. Und bei einem Punkt sind sich sowieso alle einig: Wichtig für die Entwicklung eines Kindes ist vor allem, dass es die notwendige Fürsorge und Liebe erhält, unabhängig davon, welche Art von Milch es bekommt.
Wie Flaschenmilch zubereitet werden sollte
Nicht nur die Rezeptur der Flaschennahrung entscheidet über eine gute Versorgung mit Nährstoffen. Ob am Herd in der Küche oder schlaftrunken in der Nacht im Schlafzimmer – bei der Zubereitung sollte man sich strikt an die Anleitung halten und die Zutaten nicht irgendwie zusammenmischen. Denn: Wird das Pulver etwa mit zu heißem Wasser übergossen, kann es laut den Gesundheitsexperten vom BfR zu Nährstoffverlusten kommen. Auch könnte sich das Baby durch zu heiße Milch verbrühen. Zu lange sollte die Milch dann nicht stehen, da sich darin sonst krank machende Keime vermehren. Für die Zubereitung in der Nacht kann exakt temperiertes Wasser in einer Thermosflasche vorbereitet werden, empfiehlt das BfR. Wenn man das Pulver in trockenen Flaschen portioniert bereithält und der Sprössling nachts Hunger hat, kann man so stress- und fehlerfrei alles zusammenmixen.
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